Kommentar zu den Anschlägen in Thailand Tourismus im Visier

Meinung | Bangkok · Die jüngsten Attentate treffen mit dem Tourismus einen der wichtigsten Wirtschaftszweige Thailands und offenbaren die Schwächen des Militärregimes.

 Forensiker sichern Spuren am Ort einer der Explosionen in der Stadt Hua Hin.

Forensiker sichern Spuren am Ort einer der Explosionen in der Stadt Hua Hin.

Foto: dpa

Es war, als würden die Explosionen kein Ende nehmen. Kaum war ein Attentat aus einem Ort gemeldet, ertönte der Alarm aus einer anderen Stadt in der südlichen Hälfte Thailands. Es traf just jene Region am Golf von Thailand oder an der Andaman-Küste, an der jeder Urlauber mindestens ein paar Tage am Strand schwelgt.

Der Tourismus mit seinen 27 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr gehörte zu den Opfern der Bombenattentate. Denn nach zweijähriger Militärherrschaft stellt der Fremdenverkehr in der desolaten Wirtschaft des südostasiatischen Königreichs bislang den einzigen Lichtblick dar. Nach der koordinierten Anschlagsserie zum Geburtstag von Königin Sirikit müssen die Hoffnungen auf gute Geschäfte begraben werden.

Der Bombenschaden wurde zu allem Überfluss durch hilflos bis überforderte Sicherheitskräfte verschlimmert. Hua Hin galt bis Freitag als attraktiv, weil wegen des dortigen Königspalasts die Sicherheitslage als besonders gut galt.

Es ist schier unbegreiflich, dass zwölf Stunden nach den ersten Explosionen in Hua Hin zwei weitere Bomben im Zentrum hochgehen, die offenbar nicht gefunden worden waren. Vielleicht ist nicht nach ihnen gesucht worden. Vielleicht wurden die Sprengsätze schlicht übersehen. Diese Schludrigkeit kostet nicht nur Menschenleben, sondern auch den Ruf. Die Touristen wissen nun, wie wenig die Versicherungen der Sicherheitskräfte wert sind.

Das Militärregime befindet sich außerdem in Erklärungsnot gegenüber der eigenen Bevölkerung. Ganze vier Tage, nachdem die Generäle mit ihrem Verfassungsentwurf beim Referendum einen Freifahrtschein als Herrscher über Thailand erhielten, müssen sie schon um das Vertrauen der Thailänder kämpfen.

Denn die Generäle schlampten nicht nur in Hua Hin. Die Sicherheitskräfte hatten bereits am Mittwoch eine Bombe auf der Insel Phuket entschärft – und den Fund der Öffentlichkeit verschwiegen. Sie begriffen das Warnzeichen nicht und suchten offenbar nicht gut genug, um die weiteren Sprengsätze zu finden, die dann Freitagmorgen explodierten.

Nach diesen Schludrigkeiten bezichtigt das Regime die Anhänger der 2014 von den Militärs gestürzten Premierministerin Yingluck Shinawatra der Urheberschaft der Anschläge. Die Junta lässt keine Gelegenheit aus, der verhassten Politikerin und ihrer Partei zu schaden.

Die Generäle wollen einen schnellen Erfolg präsentieren und nach ihrem Beweis der Unfähigkeit nun den Eindruck erwecken, sie könnten das Problem der Verbrechen schnell lösen. Bangkoks Generäle haben den vielversprechenden Dialog mit den Rebellen, den die zivile Vorgängerregierung gestartet hatte, abgebrochen.

Die Rebellen, wenn sie es denn waren, erinnerten die Junta mit ihren Terror-Aktionen freilich nicht nur daran, dass man sie nicht ignorieren sollte.

Vor allem machten sie deutlich, zu welchen Aktionen jenseits ihrer Heimatregion sie fähig sind. Bislang war der Tourismus in Thailand bis auf wenige Ausnahmen von allen Konflikten verschont geblieben. Und die Rebellen haben zudem offenbar ein zynisches Rufzeichen gesetzt, indem sie ihre Bomben just zum Geburtstag der Königin hochgehen ließen.

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