Afghanistan: Talibanchef Mullah Omar gestorben Tod einer Terror-Ikone

BANGKOK · Mullah Omar, der Führer und Gründer der radikalislamischen Talibanmilizen ist tot. Neben einer entsprechenden Nachricht der afghanischen Regierung erhielt diese Zeitung nun auch aus nicht-afghanischen Kreisen die Bestätigung.

 Führte Afghanistans Taliban: Mullah Omar.

Führte Afghanistans Taliban: Mullah Omar.

Foto: dpa

Die Umstände seines Tods sind unklar. Gerüchte kursieren aber bereits seit mehreren Monaten. Aber die Gotteskrieger wollten die Behauptung bislang nicht bestätigen. Mullah Omar trug seit nahezu 20 Jahren den Titel "Amir al Monimeen" (Führer aller Gläubigen) und wurde von den Talibanmilizen wie eine Ikone verehrt. Es gibt Indizien für die heftige interne Zerrissenheit der Milizen. Sie entzündeten sich an der Frage von Verhandlungen mit Kabul über eine politische Lösung des Konflikts.

Ursprünglich stammt die Behauptung über den Tod des Talibanchefs, der die dogmatischen und mit eiserner Disziplin ausgestatteten Milizen im Jahr 1994 in Kandahar nach Jahren chaotischer und blutiger Fraktionskämpfe zwischen den früheren Widerstandskämpfern gegen die sowjetischen Besatzungstruppen in Afghanistan gründete, von einer Gruppe namens "Fidayee Mahaz". Deren Führer Mullah Aktar Mohammed Mansoor erhebt Anspruch auf die Nachfolge.

Vor ein paar Tagen berichtete dann der pakistanische Journalist Rahimullah Yousufzai, ein intimer Talibankenner und früherer Kontaktmann von Mullah Omar in der pakistanischen Stadt Peshawar: "Sollte sich der Tod von Mullah Omar bestätigen, wollen die Gegner Mansoors den ältesten, 26-jährigen Sohn des Talibangründers Mullah Omar zum Nachfolger küren." Der Filius besuchte wie sein Vater eine bekannte Koranschule in der pakistanischen Hafenstadt Karachi. Bei den Talibanmilizen tobt ein Richtungsstreit über die Nähe und Kooperation zum Ziehvater Pakistan.

Die USA hatten im Jahr 2001 eine Belohnung von zehn Millionen US-Dollar auf den Kopf Omars ausgesetzt. Er war US-Truppen nach dem Einmarsch am Hindukusch auf einem Motorrad entwischt. Seither trat er nie in der Öffentlichkeit auf, und sein Versteck wurde in der pakistanischen Stadt Quetta oder in Karachi vermutet. Zum Ende des Ramadan hatten die Talibanmilizen noch eine angebliche Botschaft von Mullah Omar in denen Verhandlungen mit Kabul und den USA im Rahmen des islamischen "Heiligen Kriegs" rechtfertigte.

Die Botschaft sei ein Affront gegen die Milizen-Kommandeure gewesen, die einen militärischen Triumph anstreben. Sie verweisen auf die Erfolge ihrer Kämpfer seit dem weitgehenden Abzug der Militärallianz Nato vom Hindukusch am 31. Dezember 2014. In diesem Jahr wurden bislang 4100 Soldaten bei Kämpfen getötet, 7800 verletzt. Die Verluste liegen um 50 Prozent höher als im vergangenen Jahr. Damals bezeichnete ein US-General sie als "nicht aushaltbar".

Zudem soll die Zahl der Desertierungen so angestiegen sein, dass manche Soldaten acht Monate in Konfliktgebieten gehalten wurden. Lediglich die etwa 30.000 Mann starken Spezialeinheiten sind in der Lage, den Talibanmilizen Paroli zu bieten. Die Lage verschlimmerte sich unter anderem, weil die USA die Satellitenüberwachung der Grenze zu Pakistan, über die viele Talibankämpfer kommen, einstellten.

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