General Prayuth Chan-ocha Thailands starker Mann hasst die Medien und liebt die Monarchie

BANGKOK · Thailands Kriegsrecht war keinen halben Tag alt, als General Prayuth Chan-ocha eine Aufgabe erledigen musste, die er zutiefst verabscheut. Thailands Armeechef musste sein Vorgehen vor der Presse rechtfertigen.

 "Leicht zu beeinflussen": General Prayuth Chan-ocha.

"Leicht zu beeinflussen": General Prayuth Chan-ocha.

Foto: AP

"Vielleicht sollte ich eine Ausgangssperre für die Medien verhängen", antwortete er spitz, als ihm Fragen zu nervig erschienen. Ein paar Stunden ließ der am 21. März 1954 geborene General 14 private Fernsehsender schließen, machte 3000 Rundfunksender in ganz Thailand dicht, postierte Soldaten in Redaktionen der staatlichen TV-Sender und verbot Zeitungen, "aufrührerische Unwahrheiten" zu drucken. Am Mittwoch mussten Internetbetreiber bei ihm antreten.

Der General, der häufig schneller spricht als er denkt, hält offenbar die Medien des südostasiatischen Königreichs für die wichtigste Ursache der politischen Krise. Im Gegensatz zu seinem entschlossen Vorgehen gegen die Meinungsfreiheit ließ er die Politiker ungeschoren, die mit Brandreden und Verstößen gegen Gesetze die Krise vertieft haben.

Es ist möglich, dass der Schein trügt. Denn Prayuth gilt in den Worten eines asiatischen Diplomaten "als Mann, der leicht zu beeinflussen ist".

Seinem Mentor General Prawit Wongsuwan, eine treibende Kraft hinter den gegen die gewählte Regierung gerichteten, mittlerweile siebenmonatigen Destabilisierungsbemühungen, hört Prayuth besonders häufig zu.

Der einstige Vorgesetzte trichterte Prayuth zwei Punkte ein: Erste Pflicht der Streitkräfte sei die Verteidigung der Monarchie, nicht der Demokratie. Die zweite Lektion, die alle Soldaten im "Land des Lächelns" pauken: "Wir sollen gleichzeitig formvollendet höflich und grausam sein, um respektiert zu werden."

"Er ist kein Soldat, der das Kämpfen kennt", heißt es in Armeekreisen. Aber Prayuth stellte seine Grausamkeit im Jahr 2010 kurz nach seiner Beförderung zum Armeechef unter Beweis. Er ging gewaltsam gegen Tausende von protestierenden "Rothemden" vor, die wochenlang das Zentrum von Bangkok besetzt hatten.

Knapp 100 Menschen - darunter Unbeteiligte, Soldaten und Journalisten - kamen ums Leben. Fast 2000 wurden verletzt. Seitdem gehört Prayuth zu den wenigen wichtigen Figuren in der monarchistischen Elite Bangkoks, die verstehen, dass die tiefe Spaltung Thailands mit Unterdrückung nicht zu überbrücken ist.

Nach dem Wahlsieg von Yingluck Shinawatra im Jahr 2011 postierte er prompt seinen Bruder im Kommando von Phitsanulok, baute einen direkten Gesprächskanal zur Shinawatra-Familie in Chiang Mai auf und machte bald seinen Frieden mit dem Clan.

Yingluck und ihr Bruder Thaksin gaben ihm im Gegenzug freie Hand bei Beförderungen - und vor allem ein unbegrenztes Budget für Materialbeschaffungen.

Seither sind seltsame Geschäfte mit schlecht beleumdeten Waffenhändlern in der Ukraine und anderen Länder an der Tagesordnung. Denn Prayuth mag Geld. Im September will er in den Ruhestand gehen und seinen Wohlstand genießen.

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