Ahmed Muas al-Chatib hat Probleme mit den USA Syriens Oppositionschef vor schweren Aufgaben

WASHINGTON · Nach der diplomatischen Rückenstärkung der Gegner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad erwartet US-Präsident Barack Obama von der Opposition den verantwortungsvollen Aufbau einer Übergangsregierung, den Schutz von Minderheiten und das Zurückdrängen radikal-islamischer Kräfte.

Im Mittelpunkt steht der 52-jährige Geologe Ahmed Muas al-Chatib. Der Vorsitzende der vor einem Monat gegründeten "Nationalen Koalition" der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte, früher Imam der bekannten Omajjaden-Moschee in Damaskus, darf sich seit Mittwoch als von rund 130 Ländern und Organisationen, darunter die USA und die EU, alleinig anerkannter Gesprächspartner für die Zukunft Syriens fühlen.

Nachdem Obama in einem TV-Interview die quasi-diplomatische Anerkennung angekündigt hatte, vollzog die in der Gruppe "Freunde Syriens" versammelte Staatengemeinschaft (ohne Russland, China und Iran) den Schritt gestern in Marrakesch nach und rief Assad erneut zum Rücktritt auf.

Syrien steht vor dem Zerfall. Die Rebellen gewinnen schrittweise die Oberhand. In der Assad-Hochburg Damaskus sind sowohl der Flughafen wie der Palast des Präsidenten nach Berichten der "New York Times" von Regierungsgegnern belagert. Nach fast 22 Monaten Bürgerkrieg und über 42 000 Toten sind mehr als zwei Millionen Syrer auf der Flucht. In den Grenzgebieten spitzt sich die Versorgungslage nach Angaben von Hilfsorganisationen in den Flüchtlingslagers wegen der kalten Temperaturen zu. Deutschland sagte zusätzliche Hilfsgelder in Höhe von 22 Millionen Euro zu.

Oppositionschef Al-Chatib lehnte eine in Teilen des Westens diskutierte militärische Intervention in Syrien ab, um den Sturz des Assad-Regimes zu beschleunigen. Dahinter steht laut US-Medien tiefe Unzufriedenheit über die amerikanische Zurückhaltung bei von den Rebellen geforderten Waffenlieferungen. Die US-Regierung befürchtet, dass geforderte Flugabwehr-Raketen in die Hände islamistischer Terror-Netzwerke gelangen könnten und in den Verteilungskämpfen in der Zeit nach Assad zum Einsatz kommen - gegen US-Interessen.

Washingtons Entscheidung, die in Syrien sehr aktive Dschabhat-al-Nusra-Gruppe als Terror-Organisation einzustufen und finanziell auszutrocknen, ist aus Sicht von Sicherheitsexperten für Al-Chatib eine "große Hypothek". Die aus dem Irak gesteuerten Milizen, die zuletzt mehrere Militärbasen des Regimes einnahmen, gelten "als wirkungsvollste Kraft im Kampf gegen die militärisch immer noch überlegene syrische Armee", sagte ein Nahost-Experte der Denkfabrik Brookings. Ihre Forderung, nach Assads Sturz einen islamischen Staat in Syrien zu errichten, hat in Washington die Alarmglocken schrillen lassen. Al-Chatibs Forderung, den Ausschluss der Al-Nusra-Front aus der syrischen Opposition rückgängig zu machen, wird darum unerfüllt bleiben.

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