Nordrhein-Westfalen Streit um Fördermittel für Krebsforschung

DÜSSELDORF · Die NRW-Krebsgesellschaft rechnet angesichts der Alterung der Bevölkerung bis 2030 mit einem Anstieg der Krebserkrankungen um 30 Prozent. Obwohl in NRW schon heute jährlich 100.000 Menschen an Krebs erkranken, hat das Thema im NRW-Gesundheitsministerium aber aus Sicht der Mediziner nicht den Stellenwert, der ihm gebührt.

Jüngster Streitpunkt: Das Ministerium hat die Fördermittel für die Gesellschaft 2013 von 400.000 Euro vorläufig um 50.000 Euro gekürzt. Ministerin Barbara Steffens (Grüne) begründete die Kappung mit verspäteten Verwendungsnachweisen. Die Krebsgesellschaft stritt das entschieden ab.

Der Vorsitzende der NRW-Krebsgesellschaft, Heribert Jürgens, kritisierte, der Verband fühle sich alleingelassen. Die Landesregierung wolle rund 80 Prozent der bislang geförderten Projekte zur Prävention und Information 2014 nicht mehr finanzieren. Das wies das Ministerium zurück und forderte akzeptable Nachweise zur Projektförderung.

Für 2014 seien erneut 400.000 Euro Landesförderung im Haushalt eingeplant, sagte Steffens. Allerdings könnten mehrjährige Projekte nur gefördert werden, wenn der Mehrjährigkeit bei der ersten Antragstellung zugestimmt worden sei. Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, Professor Wolff Schmiegel, drang auf die Einrichtung eines flächendeckenden klinischen Krebsregisters.

Darin könne nicht nur festgehalten werden, wie viele Menschen an Krebs erkrankt seien, sondern auch wo ihr Krebsleiden am erfolgreichsten behandelt wird. "Bisher konnten wir keine Impulse seitens der Landesregierung erkennen", klagte Schmiegel.

Dabei hätten die Erkrankten das größte Interesse, über die Behandlungschancen am jeweiligen Krebszentrum informiert zu werden. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Rheinland-Hamburg hatte zuvor bemängelt, dass zu wenige Versicherte in zertifizierten Zentren behandelt würden. Steffens erwiderte, NRW werde bis 2017 insgesamt 2,3 Millionen Euro für das klinische Krebsregister bereitstellen.

Die Ministerin sicherte zu, dass die Fördermittel bei entsprechenden Nachweisen in vollem Umfang zur Verfügung stünden. Schmiegel verlangte aber einen umfassenden "Marshall-Plan" gegen Krebs. Er bedauere die "Sachfremdheit und fehlende Empathie" im Ministerium. Gesundheitsministerin Steffens betonte, sie bemühe sich um einen konstruktiven Dialog mit der Krebsgesellschaft.

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