Ralph Bombis Spagat zwischen Mandaten, Partei und eigenem Unternehmen

ERFTSTADT · Zum Gespräch mit dem GA kommt Ralph Bombis gerade von einem Termin bei der Kreisverwaltung. Dabei ging es um die Aufgabe, gerade Haupt- und Förderschülern frühe Perspektiven für die Berufswahl zu eröffnen. Mittel zum Zweck ist ein "Potenzialcheck", der bei allen Kindern im achten Schuljahr im Rhein-Erft-Kreis durchgeführt werde. Schwarz-Gelb habe es zwar initiiert, doch getragen werde das Projekt von allen Fraktionen im Kreis, sagt Bombis.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die immer wieder davon spricht, "kein Kind zurücklassen" zu wollen, hätte sicherlich ihre Freude an einem solchen Projekt. Seit gut einem Jahr sitzt Bombis für die FDP im Landtag, doch die Arbeit an der Basis mag er dafür nicht missen. Solch eine Erfolgsgeschichte wie die des Potenzialchecks ist für ihn "ein Grund dafür, dass ich die kommunale Ebene niemals für das Mandat im Land aufgeben werde".

FDP-Kreisvorsitzender, stellvertretender Fraktionschef im Kreistag, der Sitz im Landtag, verbunden mit der Funktion als mittelstandspolitischer Sprecher seiner Fraktion und dazu noch die Geschäftsführung im eigenen Unternehmen. Ist dieser Spagat überhaupt zu schaffen? "Gelegentlich, wenn es sehr viel geworden ist, muss ich schon einmal durchatmen, und dann sage ich mir, ja aber du wolltest es schließlich so."

Ob es nun 60 oder vielleicht manchmal auch noch mehr Stunden sind. Er tue sich schwer, die Arbeitszeit genau zu beziffern, sagt der 42-jährige vierfache Vater. "Es hat sich eingespielt." Natürlich müsse die Familie oft zurückstecken, gleichwohl: Als zwei der Kinder jüngst morgens in der Woche eine Schul-Aufführung hatten, "da war ich fast der einzige Vater im Publikum", sagt er nicht ohne Stolz. Die freie Zeiteinteilung an diesem Tag machte es möglich.

An Plenartagen wäre das nicht gegangen. Da herrscht Anwesenheitspflicht in Düsseldorf. Für ihn als Vertreter einer kleinen Fraktion steht des Öfteren auch eine Rede auf dem Programm. "Inzwischen ist das schon Normalität geworden, ich zähle sie gar nicht mehr, vielleicht sind es zwölf, vielleicht auch 14", sagt Bombis. Gut erinnern kann er sich aber noch daran, dass er vor seiner ersten "unglaublich nervös" gewesen sei. Etwas aufgeregt sei er aber immer noch, wenn er zum Rednerpult gehe.

Was die Themen angeht, da erlebe er immer mal wieder Überraschungen. Allerorten sei allgemein vom Fachkräftemangel die Rede. "Doch dann komme ich zu einem Unternehmen in Dormagen, frage nach, woran es fehlt, und höre: "Nein, Fachkräftemangel, den gibt es hier nicht." "Man lernt, exakter zu werden", heißt das in Bombis' Worten. Oft relativiere sich das dann.

Als Wirtschaftspolitiker sei er für die FDP-Landtagsfraktion zwar oft zu Veranstaltungen in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs, doch seinen besonderen Fokus richtet er auf seine Heimat, das Rheinland. So habe er sich vorgenommen, alle Bürgermeister in seinem Wahlkreis im nördlichen Rhein-Erft-Kreis und darüber hinaus die Oberbürgermeister und Landräte im gesamten Köln/Bonner Raum zu besuchen. "Wenn ich dann mit dem Oberbürgermeister von Bonn, der selbst eine beispielhafte Gesamtschule geleitet hat, über Inklusion rede, ist das mehr wert als die Teilnahme an vielen anderen Diskussionen", betont Bombis.

Jüngst hat er sich gewundert, als ihn ein Freund aus früheren Zeiten fragte: "Wann gehst Du denn in den Bundestag?" Offenbar sähen manche Menschen den Landtag als Vorstufe zu einem weiteren Karriereschritt in Richtung Berlin. "So empfinde ich das aber gar nicht", sagt Bombis.

Im Gegenteil: Es sei schon eine beeindruckende Erfahrung, Teil einer gesetzgebenden Körperschaft zu sein, spannende Persönlichkeiten kennenzulernen und auch das Land neu zu entdecken. Neulich sei er zu einer Diskussion an den Möhnesee eingeladen worden. "Das war so schön, dass ich gleich meiner Frau gesagt habe, da müssen wir auch mal mit der Familie hin."

5 aus 237

Unter dem Motto 5 aus 237 berichtet der GA in unregelmäßiger Folge über die Arbeit von fünf NRW-Landtagsabgeordneten aus dem südlichen Rheinland, die am 13. Mai 2012 erstmals ins Düsseldorfer Parlament gewählt wurden. Dabei geht es in diesen Tagen um eine erste Bilanz, die die fünf Abgeordneten nach einem Jahr im Landtag ziehen. Neben dem Erftstädter Liberalen Ralph Bombis sind dabei: der Bonner Grüne Rolf Beu, Serap Güler (CDU), die in einem Kölner Wahlkreis angetreten ist, Dirk Schlömer (SPD) aus Hennef und der Kölner Pirat Stefan Fricke.

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