Bomben in Asien Serie von Attentaten trifft Thailands Tourismus schwer

Bangkok · Eine koordinierte Reihe von Anschlägen zielt auf Touristenorte. Die Suche nach den Attentätern läuft auf Hochtouren, doch mehrere Gruppen sind als Drahtzieher verdächtig.

 Ankunft am Tatort: Ein Forensiker im Schutzanzug inspiziert Hua Hin, wo am Donnerstagabend eine Bombe explodiert ist.

Ankunft am Tatort: Ein Forensiker im Schutzanzug inspiziert Hua Hin, wo am Donnerstagabend eine Bombe explodiert ist.

Foto: dpa

Eine solche Welle des Terrors hatte das Königreich Thailand seit der Silvesternacht von 2006 nicht mehr erlebt. Während das Land aus Anlass des 78. Geburtstags von Königin Sirikit einen Feiertag samt langem Wochenende genoss, tötete eine beispiellose Serie von acht Bomben und einem halben Dutzend Brandanschlägen südlich von Bangkok vier Menschen. Es gab Dutzende von Verletzten – darunter auch Touristen aus Deutschland, Italien und den Niederlanden.

Am schlimmsten betroffen von der rund zwölfstündigen, koordinierten Anschlagserie war der rund 250 Kilometer südlich von Bangkok gelegene und von älteren Europäern bevorzugte Badeort Hua Hin.

In den Nachtstunden töteten eine von zwei Bomben in einem belebten Kneipenviertel eine thailändische Straßenverkäuferin und verletzte rund 20 Menschen. Die erste Explosion hatte noch keine Opfer gefordert. Erst der zweite Sprengsatz, der einige Minuten später gezündet wurde, richtete ein Blutbad an. Die Polizei schloss alle Lokale und verkündete: „Die Lage ist unter Kontrolle.“

Doch am Freitagvormittag entpuppte sich die beruhigende Auskunft der Polizei als beunruhigender Trugschluss. Kurz nach neun Uhr detonierte eine weitere Bombe mitten im Stadtzentrum von Hua Hin nahe einem Turm mit einer großen Uhr. Der beliebte Treffpunkt liegt gleich neben einem populären Café.

Bewohner der Stadt verstehen nicht, wieso der Sprengsatz nicht von den Sicherheitskräften entdeckt wurde. Schließlich suchten sie nach der ersten Bombe in der Nacht das komplette Zentrum von Hua Hin nach weiteren Bomben ab.

Die Schrapnellbomben wurden per Mobiltelefon ausgelöst und waren teilweise in Blumentöpfen versteckt. Auf der Ferieninsel Phuket explodierte mindestens ein Sprengsatz im Vergnügungsviertel Patpong wenige Meter vom Strand entfernt. In der Hafenstadt Surat Thani, von der viele Ferienreisende auf die beliebte Insel Koh Samui übersetzen, wurde eine Polizeiwache angegriffen.

Thailand will um jeden Preis den Eindruck vermeiden, auf seinem Territorium gebe es internationalen Terrorismus. So ähnlich hatten die Behörden auch nach dem Anschlag auf den Erawan-Schrein in Bangkok vor fast genau einem Jahr argumentiert, der 20 Tote forderte. China ist dagegen überzeugt, dass es sich um ein Attentat der Uiguren-Gruppe ETIM handelte.

Dabei spielt es für die Opfer keine Rolle, ob es sich um Schrapnelle einer Bombe des Islamischen Staats oder lokale thailändische Rebellen handelt. Und wenn der Anschlag auf den Erawan-Schein offenbar auch auf das Konto einer bewaffneten Uiguren-Gruppe ging, so deuten viele Indizien diesmal auf islamische Rebellen in drei Südprovinzen Thailands.

Ein Kenner des Landes glaubt: „Es handelt sich um das typische Vorgehen der Rebellengruppe BRN (Barisan Revolusi Nasional oder Nationale Revolutionäre Front) aus Thailands Süden. Die islamischen Rebellen sind sauer, weil Bangkok seit dem vergangenen Jahr jede ernsthafte Verhandlung verweigert.“

Sollten die malayischen Rebellen des Südens tatsächlich hinter den Attacken stecken, hätten sie mit ihrer ersten Attacke auf Thailands Tourismus die Achillesferse des Militärregimes getroffen.

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