Seit Jahresanfang wandern mehr Bulgaren und Rumänen ein

Nürnberg · Schon 2013 hatte sich der Trend angedeutet, zum Jahresanfang hat er sich verstärkt: Bulgaren und Rumänen, die in ihrem Heimatland keine Chance sehen, suchen in Deutschland verstärkt ihr Glück. Und viele finden auf Anhieb Arbeit, nur wenige landen in Hartz IV.

 Mitten im bürgerlichen Duisburg-Rheinhausen sorgt ein überfülltes Mietshaus mit hunderten Rumänen für öffentlichen Streit. Foto: Oliver Berg/Archiv

Mitten im bürgerlichen Duisburg-Rheinhausen sorgt ein überfülltes Mietshaus mit hunderten Rumänen für öffentlichen Streit. Foto: Oliver Berg/Archiv

Foto: DPA

Allein im Januar, dem Start der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bürger der beiden EU-Staaten, sei ihre Zahl in Deutschland um 9850 gestiegen; dies seien 80 Prozent mehr als vor einem Jahr, geht aus einer internen Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Bis Ende 2013 brauchten Bulgaren und Rumänen eine Arbeitserlaubnis.

Im Februar sind nach IAB-Angaben weitere 8933 Bürger der beiden Staaten nach Deutschland gekommen - das seien allerdings nur noch 24 Prozent mehr als im Februar des Vorjahres. Die Zahl der Bulgaren und Rumänen stieg damit auf rund 430 000; das sind rund 5,5 Prozent der knapp 7,7 Millionen in Deutschland lebenden Ausländer. Für das Gesamtjahr 2014 rechnet das IAB, das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA), mit rund 100 000 bis 180 000 Zuwandern aus den beiden südosteuropäischen Staaten.

Die meisten, oft gut ausgebildeten Zuwanderer hätten rasch eine Arbeit in Deutschland gefunden, betonen die Arbeitsmarktforscher. Bis Ende Januar sei die Zahl der Beschäftigten aus beiden Ländern um 13 281 gestiegen.

Nach Beobachtungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) profitieren von der Freizügigkeitsregelung auch schon länger in Deutschland lebende Bulgaren und Rumänen. "Viele nutzen die Regelung, um sich eine Arbeit zu suchen oder ihre jetzige Beschäftigung zu legalisieren", erklärte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Donnerstag.

Hinweise, dass viele Zuwanderer aus den beiden Ländern schon kurz nach ihrem Eintreffen in Deutschland Hartz IV beantragen, sehen bislang weder die Bundesagentur noch die Arbeitsmarktforscher.

Allerdings liegen entsprechende Zahlen nur bis zum Jahresende 2013 vor. Diese zeigten zwar einen leichten Anstieg von Hartz-IV-Empfängern aus Rumänien und Bulgarien: Mit 45 260 habe am 31. Dezember 2013 jeder zehnte in Deutschland lebende Bulgare und Rumäne Unterstützung vom Jobcenter erhalten. Dennoch bleibe die Gruppe damit unter dem Durchschnitt aller in Deutschland lebenden Ausländer.

Dennoch gebe es Regionen, in denen sich die Probleme ballten, räumt das IAB ein. So beziehe in Berlin fast jeder vierte Bulgare oder Rumäne Hartz-IV, in Frankfurt und Offenbach sei etwa jeder siebte. Besonders gefragt seien bei bulgarischen und rumänischen Zuwanderern die Städte Duisburg, Hamburg und Nürnberg. Dort seien die Wohnungsmieten teilweise noch günstig.

Zudem zieht es nach Einschätzung von BA-Vorstandsmitglied Alt Menschen bevorzugt dorthin, wo bereits Landsleute leben. Solche Ballungen lösten sich aber oft mit wachsender Integration und besseren Deutschkenntnissen der Zuwanderer auf.

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