Diskriminierung Scharfe Töne zur "Zigeunersauce" - Sinti und Roma verlangen Umbenennung
BONN · Üblicherweise handelt es sich um eine Champignon-Tomatensauce der klassischen Küche, und sie ist durchaus beliebt. Wenn sie doch bloß anders hieße. Zigeunersauce. Dieser Name ist gut 100 Jahre alt und hat selbst die finstere Zeit des Nationalsozialismus überdauert, als die Bezeichnung Zigeuner hochgradig diffamierend, stigmatisierend und zu einem Todesurteil wurde.
Jetzt aber soll Schluss sein mit der Zigeunersauce. Ein Verein von Sinti und Roma in Hannover legt sich zurzeit mächtig ins Zeug, der Sauce den aus seiner Sicht politisch unkorrekten Vornamen zu nehmen. Da geht es auch schon mal scharfzüngig zu: "Ich denke nicht, dass die Hersteller sich dem Vorwurf aussetzen wollen, rassistisch oder diskriminierend zu sein", lässt sich die Anwältin Kerstin Rauls-Ndiaye vernehmen, die den Verein juristisch begleitet.
Die aufgeschreckten Hersteller geben sich schon einmal angemessen problem-, indes nicht vorbehaltlos schuldbewusst. Es gebe ja auch andere Produkte, die nach Gegenden oder Volksgruppen benannt seien, ist ein Einwand. Zum Beispiel das Eskimo-Eis in Österreich. Auch darum gab es Diskussionen, der Name blieb.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, der auf frühere Anfragen seitens der Produzenten diplomatisch schwieg, bezog nun Position, bevor der aktuelle Konflikt zu viel Schärfe annehmen könnte.
Er warnte vor einer dogmatischen Sprachregelung. Und überhaupt sei es unsinnig, "Zigeuner" jetzt im Zweifelsfall durch "Sinti und Roma" zu ersetzen. Das ziehe das eigentliche Anliegen des Vereins aus Hannover ins Lächerliche. Darauf könnte man sich einigen - vom Schnitzel ganz zu schweigen.