Zypern-Verhandlungen Russland will nicht helfen

Moskau · Russland verwehrt dem krisengeschüttelten EU-Mitglied Zypern vorerst neue Finanzhilfen. Es gebe kein Interesse an den Vorschlägen des zyprischen Finanzministers Michalis Sarris, sagte dessen russischer Amtskollege Anton Siluanow der Agentur Interfax zufolge.

 Krisengespräch: EU-Kommissionsschef Barroso diskutiert mit Russlands Premier Medwedew. Foto: Dmitry Astakhov

Krisengespräch: EU-Kommissionsschef Barroso diskutiert mit Russlands Premier Medwedew. Foto: Dmitry Astakhov

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Regierungschef Dmitri Medwedew deutete nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso aber an, dass ein künftiges Engagement Moskaus nicht auszuschließen sei. Kommentatoren gehen davon aus, dass Russland durch eine Verschärfung der Krise auf Zypern hofft, am Ende doch noch billiger an Vermögenswerte des Inselstaates zu kommen.

"Wir haben die Türen für eine Erörterung der finanziellen Probleme Zyperns nicht geschlossen", sagte Medwedew bei einer Pressekonferenz in Moskau. Russland habe auf der Mittelmeerinsel wirtschaftliche Interessen, betonte der frühere Kremlchef. Allerdings wolle Moskau den endgültigen Plan der EU für eine Rettung ihres Mitgliedslandes abwarten und sich erst dann zu einem möglichen Engagement äußern.

Die EU-Kommission sei bereit, alternative Lösungsvorschläge der zyprischen Regierung in Betracht zu ziehen, sagte Barroso. "Wir haben diese Vorschläge aber bislang nicht erhalten." Die EU-Mitglieder versuchten alles, um das Problem zu lösen. "Bei gutem Willen aller Seiten - von Zypern als Betroffenem und von anderen Ländern - bin ich überzeugt, dass eine Lösung gefunden wird", sagte Barroso.

Russlands Finanzminister Siluanow hatte zuvor die Verhandlungen mit Zypern für beendet erklärt. Die Regierung der Mittelmeerinsel habe Russland vorgeschlagen, den Zugang zur Gasförderung vor Zypern zu ermöglichen. "Unsere Investoren haben sich die Frage angesehen. Ein Interesse gab es nicht", sagte Siluanow.

Außerdem hätten die Zyprer Beteiligungen an ihren Banken offeriert, berichtete der Minister. Aber auch hier habe sich kein einziges russisches Geldinstitut bereiterklärt. Die Frage eines neuen russischen Staatskredits werde ebenfalls nicht verfolgt, weil die Europäische Union die Aufnahme neuer Schulden verboten habe. Die Moskauer Wirtschaftszeitung "Wedomosti" warnte aber, eine Staatspleite Zyperns könne eine Rezession in Russland auslösen.

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