Neue Strömung Politikverdrossen? Von wegen!

Manche Geschichte versteht man erst vom Ende her. Und die Weltgeschichte sowieso. Vielleicht müssen wir also Donald Trump dankbar sein – eines Tages.

 Ein Pro-Europa-Demonstrant in Rom.

Ein Pro-Europa-Demonstrant in Rom.

Foto: AFP

Denn es könnte sein, dass der Mann das, was wir einst als Politikverdrossenheit geißelten und dem Bürger mittels erhobenem Zeigefinger ins Schuldbewusstsein zu bringen gedachten, gerade ins Niemandsland verbannt. Indem der US-Präsident die frühkindliche Hybris so schamlos auslebt, dass vernunftbegabte Wesen nur noch staunend schweigen, belebt er die politischen Empfindungen der zuletzt schweigenden Masse. Das gilt übrigens auch für Trumps Amtsbrüder in Russland, der Türkei, in Syrien, Polen, Ungarn und Nordkorea.

Der Begriff Politikverdrossenheit hat keine Konjunktur mehr. Menschen rotten sich zusammen. Wie „Pulse of Europe“, die Initiative, die Europa wieder Geltung verschaffen will. Wer hätte gedacht, dass sich Menschen finden, die der im Rufe der Bürokratiemonsterhaftigkeit stehenden EU wieder aufhelfen wollen.

Politik wird wieder gesellschaftsfähig, man wendet sich nicht mehr reflexartig ab. Gary Barlow, Sänger der gealterten Boyband Take That nennt Politik „die neue Entertainment-Industrie“. Man könne ihr nirgends mehr entfliehen – sie sei überall. „Politik ist nicht mehr der langweilige Teil am Ende der Nachrichtensendung. Sie interessiert uns alle, denn sie betrifft jeden von uns“, sagt Barlow. Und so proklamiert die „Zeit“ „Die Rückkehr des Politischen“ und spricht vom Erwachen Europas. Es mag das Erwachen des Bürgersinns sein. Man möchte sagen: Endlich!

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