Kommentar zum Verhältnis von Papst und Evangelischer Kirche Paradox der Ökumene

Meinung | Rom · Die Zeiten für die Ökumene sind günstig wie lange nicht. Das liegt vor allem an Papst Franziskus. Glaubwürdig wird das Bemühen um die Einheit allerdings vor allem dann, wenn auch dogmatische Unterschiede angegangen werden.

 Papst Franziskus hat am Montag den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm (l.), empfangen. Die Reise der evangelischen Kirchenvertreter zum Papst gilt als Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Reformation vor 500 Jahren.

Papst Franziskus hat am Montag den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm (l.), empfangen. Die Reise der evangelischen Kirchenvertreter zum Papst gilt als Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Reformation vor 500 Jahren.

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Warum eigentlich Ökumene? Die christlichen Kirchen sind seit etwa 500 Jahren getrennt, seit der Reformator Martin Luther seine 95 Thesen an der Türe der Schlosskirche in Wittenberg anschlug und damit letztlich die Abspaltung der Protestanten von der katholischen Kirche auslöste. Die christliche Botschaft sei weniger glaubwürdig, wenn die Christen nicht mit einer Stimme sprechen. So wird das Bemühen um Einheit gemeinhin begründet.

Die Zeiten für die Ökumene sind günstig wie lange nicht. Das liegt vor allem an Papst Franziskus, der den Einheitsprozess als persönliches Anliegen vorantreibt. Auf theologische Unterschiede legt Franziskus keinen besonderen Wert, darin liegt die Chance der Ökumene 500 Jahre nach dem Beginn der Kirchenspaltung begründet. Gerade im sozialen Bereich bietet sich den Kirchen angesichts der weltweiten Veränderungen eine besondere Chance.

Armen und Flüchtlingen zu helfen, ist das eine. Glaubwürdig wird das Bemühen um die Einheit allerdings vor allem dann, wenn auch dogmatische Unterschiede angegangen werden. Doch hier bleibt ein unlösbares Dilemma. Neben ethischen Differenzen und einem unterschiedlichen Verständnis von Kirche und Priesterweihe ist das größte Hindernis der Ökumene der päpstliche Primat. Protestanten erkennen ihn nicht an. Doch viele von ihnen lieben Franziskus. Jorge Bergoglio ist Motor der Ökumene, aber sein Amt macht die Kluft letztendlich unüberwindbar. Das ist das Paradox der Ökumene. Katholiken und Protestanten werden das akzeptieren müssen.

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