Schäden an der A1 Ortstermin im Bauch der Brücke

LEVERKUSEN · Rainer Bomba ist Ingenieur und im Bundesverkehrsministerium der Mann für die Brücken. Der 48-jährige Staatssekretär will an diesem Morgen die Schäden an der Leverkusener Rheinbrücke selbst in Augenschein nehmen. Diese hatten dafür gesorgt, dass an dieser Stelle der A1 derzeit keine Lastwagen und andere Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht fahren dürfen.

Schnell sagt er noch, dass die Brücke in seinem Haus "Priorität 1a" habe und dass der Bund deshalb knapp eine Million Euro für die Planung einer neuen Brücke bereitstellen werde. Solche Bauwerke zu planen, ist normalerweise allein Ländersache - inklusive der Finanzierung. "Das hilft uns sehr", sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, bevor die beiden mit zahlreichen Brückenexperten die 30 engen Stufen hoch gehen, die letzten davon auf einer Art breiterer Trittleiter, quasi in den Bauch der gut einen Kilometer langen Brücke hinein.

Es geht über einen Metallgitterweg, von oben rattern die Autos. Wenn ein Laster über die für ihn verbotene Strecke fährt, wird es gleich lauter, die Brücke gerät sogar leicht ins Schwingen. Es riecht nach Schweißarbeiten, wenige Arbeiter sind schon damit beschäftigt, kleinere Risse auszubessern. Die Stellen, an denen die Schäden gravierender sind, sind extra markiert. Im schummrigen Licht wären sie sonst für Laien schlecht erkennbar.

Als Staatssekretär Bomba wieder aus dem Bauch der Brücke krabbelt, ist er "ein klein wenig entsetzt", wie er sagt. "Das sind lange durchgehende Risse nicht nur an den Schweißnähten, sondern auch in die Träger hinein." So schlimm hatte er sich die Schäden offenbar nicht vorgestellt.

Unten am Eingang zur Brücke steht Brit Colditz. Sie ist die Referatsleiterin Brückenbau in der in Bonn arbeitenden Ministeriumsabteilung Straßenbau und kann einschätzen, welche Dimension die Schäden haben. "Das ist das erste Mal in Deutschland, dass so gravierende Schäden an einer Stahlbrücke aufgetreten sind." Das soll aber nicht heißen, dass die Fahrt über die Brücke gefährlich wäre, wird versichert. Die Ingenieure hätten ihm erklärt, das sei in den Griff zu bekommen, betont der Staatssekretär.

Der Landesverkehrsminister (SPD), der in den vergangenen Tagen noch manche Attacken gegen Bombas Chef Peter Ramsauer (CSU) geritten hatte, hält sich an diesem Morgen eher zurück. "Was die Brücke angeht, da gibt es keinen vorgezogenen Wahlkampf", sagt Groschek. Er sei sehr zufrieden mit der Kooperation mit dem Bundesverkehrsministerium. "Am Geld wird die Schnellplanung und der Schnellbau der neuen Brücke jedenfalls nicht scheitern", so der Düsseldorfer Minister.

Im Jahr 2020 soll eine moderne Brücke den Rhein queren. Kostenpunkt laut Ministerium: 150 bis 200 Millionen Euro. Die würden komplett vom Bund finanziert, sagt ein Sprecher Groscheks. Eigentlich war geplant, die Brücke erst im Zuge des achtstreifigen Ausbaus des A1-Teilstücks zwischen dem Kreuz Leverkusen und der Anschlussstelle Köln-Niehl bis 2025 neu zu bauen. Das sei aufgrund der Schäden aber nicht vertretbar gewesen, unterstreichen Groschek und Bomba unisono.

Die nächsten Schritte an der Leverkusener Rheinbrücke

  • Wenn keine Lastwagen mehr über die Brücke fahren, kann der Landesbetrieb Straßen.NRW mit dem aufwendigen Teil der Reparatur beginnen. "Das Tragwerk ist noch zu sehr in Bewegung", sagt Harald-Friedrich Austmeyer, Geschäftsführer von Straßen.NRW.
  • Um die schweren Fahrzeuge von der Brücke zu bekommen, müssen Fahrer, die sich an das Verbot nicht halten, mit 90 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen.
  • Die Arbeiten beginnen auf der Nordseite. Eine Fahrbahn Richtung Westen wird dann auf die Gegenfahrbahn geführt. Insgesamt sollen in der Bauzeit je zwei Spuren für den Verkehr offen bleiben.
  • Für den 19. Dezember hat der Verkehrsminister zu einem runden Tisch eingeladen. Dabei sein sollen Vertreter der Städte Köln und Leverkusen, der Bezirksregierungen, der IHKs und der großen Firmen wie Ford und Bayer. "Da reden wir über das ganze Verfahren der Sanierung, der Planung und des Neubaus", so Groschek.
  • Im März soll die Sanierung abgeschlossen sein. Große Kranwagen über 44 Tonnen dürfen dann aber immer noch nicht fahren, so Groschek. Außerdem könne niemand eine Garantie geben, dass die Brücke bis 2020 halten wird.
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