Kinder- und Jugendbericht für NRW Ohne Smartphone geht es nicht

Düsseldorf · Das Surfen im Internet ist inzwischen unter Jugendlichen beliebter als das Fernsehen. Auf Platz eins und zwei der Lieblingsbeschäftigungen stehen aber traditionelle Freizeitvergnügen wie Freunde treffen und Musik hören.

 Das Smartphone gehört zum Alltag von Jugendlichen.

Das Smartphone gehört zum Alltag von Jugendlichen.

Foto: picture alliance / dpa

Die meisten jungen Menschen in NRW dürfen sich offenbar glücklich schätzen. Familienministerin Christina Kampmann (SPD) hat am Montag den 10. Kinder- und Jugendbericht des Landes vorgestellt. Darin heißt es, der jungen Generation gehe es „in ihrer breiten Mehrheit so gut wie nie zuvor in der Geschichte“. Bemerkenswert selbstbewusst, selbstständig und frei sollen Jungen und Mädchen heutzutage sein. Allerdings trifft dieses Glück nicht überall jeden. Besonders in den großen Städten des Ruhrgebiets und des Rheinlands ist Kinderarmut ein großes Thema.

Die Jugend ist „digital“ unterwegs: 93 Prozent der Mädchen und 91 Prozent der Jungen zwischen zwölf und 19 Jahren besaßen im Jahr 2015 ein Smartphone. 99 Prozent der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben Zugang zum Internet. Das bedeutet laut Jugendbericht: Die Nutzung moderner Medien ist im Grunde unabhängig von Einkommen und sozialem Status. Fast 90 Prozent der jungen Menschen nutzen ihr Smartphone jeden Tag. Zum Vergleich: Bücher werden von rund 20 Prozent der zwölf- bis 19-jährigen täglich gelesen.

Der Besitz eines Smartphones hat aber nicht unbedingt etwas mit digitaler Kompetenz zu tun. Die bemisst sich nämlich oft nach dem sozialen Status der Jugendlichen, so Kampmann. Kinder aus wohlhabenderen Familien benutzten die Technik tendenziell eher zur Informationsbeschaffung, andere eher zum Spielen oder für soziale Netzwerke.

Das Surfen im Internet ist inzwischen unter Jugendlichen beliebter als das Fernsehen. Auf Platz eins und zwei der Lieblingsbeschäftigungen stehen aber traditionelle Freizeitvergnügen wie Freunde treffen und Musik hören. Auf Platz 5: das „Daddeln“ in sozialen Medien. Jeder Vierte zwischen zwölf und 25 Jahren unternimmt gerne etwas mit der Familie. Im Jahr 2002 sagten dies nur 16 Prozent in dieser Altersgruppe.

Die Vermutung, junge Leute verschuldeten sich häufig für ihre Konsumwünsche, ist dem Bericht zufolge „nicht nachweisbar“. Die treffe nur auf Einzelne zu. 16- bis 18-Jährige bekommen im Schnitt 34 Euro Taschengeld im Monat. Die Streuung liegt aber zwischen 20 und 100 Euro.

Jugendliche und junge Erwachsene sind in NRW unverhältnismäßig oft von Einkommensarmut betroffen. Jeder fünfte Einwohner unter 25 Jahren ist auf Grundsicherung angewiesen. Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Während in Gelsenkirchen jeder dritte Minderjährige betroffen ist, sind es in Coesfeld nur 6,5 Prozent.

Etwa jeder dritte Jugendliche in NRW hat einen Migrationshintergrund. Im Vergleich mit Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund können sie häufiger nach dem Schulabschluss nicht direkt eine Berufsausbildung beginnen. Selbst bei gleicher Qualifikation ist ihre Chance geringer, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

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