Mehr als 600 Volunteers im Einsatz Ohne Freiwillige geht es bei der Klimakonferenz nicht

Bonn · Unverzichtbare Helfer sorgen bei der Cop23 an vielen Stellen dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Vor allem gute Sprachkenntnisse sind dabei gefragt.

Mehr als 600 ehrenamtliche Helfer, die Volunteers, unterstützen die Weltklimakonferenz Cop23. Ihre Aufgaben sind breit gestreut und manchmal nur Kleinigkeiten. Doch auch die sind wichtig, damit der komplexe und internationale Konferenzbetrieb funktioniert. Trotz fordernder Arbeitsbedingungen und stundenlangen Schichten sind die Stellen begehrt: Knapp 5000 Bewerbungen gingen beim UN-Klimasekretariat ein. Das hat nach eigenen Aussagen beim Auswahlverfahren auf Qualifikation, Sprachkenntnisse und Vielfältigkeit geachtet – die Mischung aus älteren und jüngeren Helfern sollte stimmen.

Eine der vermutlich ältesten Helferinnen ist Rita Schlüter (64) aus Hennef. Sie wurde von den Organisatoren dem Informationsstand in der Bonn-Zone zugeteilt, die zu Spitzenzeiten mehr als 5000 Menschen besuchen. „Das ist schon ganz schön stressig“, sagt sie. Am meisten Arbeit bereiten ihr und ihrer Kollegin Eva Schaaber derzeit die bunten Trinkflaschen, die an alle Konferenzteilnehmer kostenlos ausgeteilt werden. „Aber wir machen das gerne“, erzählt Schlüter.

Sie hatte sich freiwillig gemeldet, weil sie nach ihrer Pensionierung vor anderthalb Jahren nach einer sinnvollen ehrenamtlichen Tätigkeit suchte. „Umwelt- und Klimaschutz haben mich schon immer interessiert. Und es ist wichtig, dass sich auch meine Generation, die eigentlich nichts mehr zu befürchten hat, dafür engagiert.“ Das will sie auch nach der Konferenz tun. „Hier hoffe ich Kontakte zu knüpfen und Projekte zu finden, an denen ich mich beteiligen kann.“

Erklärungen auf Fidschi

Direkt betroffen vom Klimawandel ist Jojvini Krickelberg (45), die aus Fidschi stammt und seit Juli mit ihrem deutschen Ehemann in Bad Godesberg wohnt. „Meine Familie lebt dort und wir haben Angst davor, was der steigende Meeresspiegel mit meiner Heimat anrichtet“, sagt sie. Krickelberg ist die einzige ehrenamtliche Helferin des Inselstaats, der die Präsidentschaft der Cop23 innehat. „Das macht mich besonders stolz.“ Für die Volunteers ist sie deshalb die perfekte Botschafterin am Informationsstand im WCCB. Auf Englisch, Fidschi und Indonesisch erklärt sie den Besuchern, wie sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können und wo sie welche Konferenzräume finden.

Eine vergleichsweise eintönige Arbeit erledigen die Bonner Studenten Hendrik Cremans (31) und Kerstin Casaretto (23): Sie verteilen die Kopfhörer vor den Konferenzräumen, über die die sechs UN-Sprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch an die Teilnehmer übertragen werden. „Das ist nicht aufregend, muss aber gemacht werden. Sonst funktioniert der Konferenzbetrieb nicht“, sagt Cremans, der Lateinamerikanistik studiert.

Er und Casaretto wollten unbedingt helfen, weil sie so einen Teil zum Stopp des Klimawandels beitragen können. „Außerdem erfahre ich hier viele Dinge, die ich für mein Geografiestudium gebrauchen kann“, erzählt Casaretto. Beide sind die gesamten zwei Wochen im Dienst. Den können sie sich nicht aussuchen: Alle Volunteers werden von den Organisatoren eingeteilt.

Urlaub für die Klimakonferenz

Das wissenschaftliche Studium in Biochemie bewegte die Organisatoren wohl dazu, die Schottin Carolyn Ryan dem ICT, dem Helferteam für alles rund um Computer und Drucker, zuzuteilen. „So viel Ahnung habe ich gar nicht davon, aber das kriegt man schon hin“, erzählt die 23-Jährige, die in Bonn ihren Master macht. Denn oftmals seien es Anwendungsfehler, die die Nutzer machen würden. So klickte eine Frau beispielsweise am Bildschirm immer auf das Cop23-Logo, obwohl sich dahinter gar keine Funktion verbarg. „Das war dann schon lustig, als ich ihr das erklärte.“

Im Gegensatz zu den Volunteers aus den anderen Bereichen trägt das ICT keine hellblauen Jacken, sondern dunkelblaue Westen. „Damit werden wir sofort erkannt und auch oft angesprochen.“ Die Arbeitskleidung, zu denen auch zwei weiße Poloshirts gehören, dürfen die Helfer behalten.

Nicht in blau, sondern ganz in rot sind die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen gekleidet. Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter Samariter Bund, Malteser und Johanniter betreiben gemeinsam das Medic Center in der Bonn-Zone. Dort arbeitet der Berliner Rettungssanitäter Jörn Schmarsow (54), der sich für die Konferenz extra Urlaub genommen hat. „Es gibt eine Partnerschaft zwischen den DRK-Verbänden in Berlin und Bonn, wir unterstützen uns bei Großereignissen gegenseitig“, sagt er.

So kommt er beispielsweise regelmäßig während des Karnevals und beim „Rhein in Flammen“ nach Bonn. Doch die Klimakonferenz sei „nochmal eine ganz andere Nummer“: eine Chance, viele Kulturen zu erleben und sich mit Kameraden auszutauschen. Obwohl er eigentlich nur dann zum Einsatz kommt, wenn etwas Schlimmes passiert, ist er mit Herzblut dabei. „Wir können helfen und dazu beitragen, dass die Klimakonferenz ein Erfolg wird.“

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