Das Portrait: Michaela Merk Nur kein Mittelmaß

PARIS · Die Augsburgerin Michaela Merk erklärt Franzosen das Geschäft mit Luxus-Waren. Die Aktion mit dem Astronautenkostüm war gewagt. Aber sie kam an - gerade deshalb.

 Die Augsburgerin Michaela Merk.

Die Augsburgerin Michaela Merk.

Foto: ap

Eingeladen in die historischen Gemäuer des Pariser Traditionshotels Meurice, um bei einer Tagung mit Vertretern der größten Luxuskonzerne über die Herausforderungen der digitalen Welt in der Luxusbranche zu referieren, setzte Michaela Merk auf einen Überraschungs-Effekt.

Sie schlüpfte in einen silbernen Astronauten-Anzug, spielte die Musik von "Star Wars" ein und hieß das überraschte Publikum im "Space Shuttle" willkommen: Sie werde nun Sicherheitsanweisungen ausgeben, um den Zusammenprall mit dem digitalen Kunden abzufangen.

"Diese Top-Manager haben schon so viele Vorträge gehört: Um im Gedächtnis zu bleiben, musste ich irgendwie auffallen", erzählt die junge Frau. "Mir war klar: Entweder ich mache mich total lächerlich und alle verlassen den Saal - oder es schlägt ein wie eine Bombe." Der Applaus war gewaltig. Noch heute sprechen Studenten Merk, die in Universitäten in Europa, dem Nahen Osten und Asien lehrt, auf ihren "außerirdischen" Vortrag an.

"In der Luxus-Branche braucht man den Mut, herauszustechen. Wer in der Mitte bleibt, setzt sich nicht durch", erklärt die gebürtige Augsburgerin, die seit 18 Jahren in Paris lebt. Nach einem Marketing- und Management-Studium geriet sie in einen Wirtschaftszweig, in dem Frankreich internationales Renommee genießt und Deutschland um Längen voraus ist: die Luxusindustrie.

"Hermès oder Louis Vuitton sind Beispiele dafür, wie stark die Franzosen in der Bildung einer Marke sind, die eine echte Identität besitzt", erklärt die 41-Jährige. In Frankreich stehe Luxus für Exzellenz, Kreativität und Detail-Versessenheit - während in Deutschland schon das Wort oft verpönt sei.

Nachdem sie bei L`Oréal, Estée Lauder, Lacoste und Marionnaud gearbeitet hatte, gründete Merk 2009 ihre eigene Firma "Merk Vision & Partners" und schloss vor einigen Monaten ihre Promotion über die Frage ab, wie Unternehmen aus Verkäufern "Marken-Botschafter" machen können.

Denn während sie viel Geld in Werbe-Kampagnen stecken, interessieren sich viele Konzerne überhaupt nicht für diejenigen, die die Produkte vor Ort verkaufen - mit der Folge, dass sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen und gute Leute verlieren. Die Erkenntnisse ihrer Doktorarbeit fasste sie in einem Buch zusammen. Es sei eingeschlagen, berichtet Merk stolz. Marrakesch, Dubai, Schanghai - Konferenzen führen sie immer öfter nach Asien, wo enormes Interesse am französischen Know-How in Sachen Luxus und Markenbildung herrscht.

"Als Deutsche bekomme ich einen Vertrauensvorschuss: Man schätzt unsere Zuverlässigkeit", erzählt Merk, die seit 2009 auch einen französischen Pass besitzt. Dass man es mit Energie und Selbstbewusstsein weit bringen kann, wolle sie auch an andere junge Frauen weitergeben, erklärt sie: "Traut euch etwas, macht auf euch aufmerksam!" Wenn es sein muss, auch mal als Astronaut verkleidet.

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