Kommentar zum Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich Neuer Schwung?

Meinung | Paris · Angesichts von fast einem Drittel der Wähler, das immer noch unentschlossen ist, kommt es darauf an, glaubwürdig ein Projekt zu verkörpern. Doch die Debatten werden maßgeblich von Skandalen bestimmt, ja vergiftet.

 Wer wird neuer Hausherr im Élysée-Palast und Nachfolger von Präsident François Hollande (rechts, bei einem Besuch des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck)?

Wer wird neuer Hausherr im Élysée-Palast und Nachfolger von Präsident François Hollande (rechts, bei einem Besuch des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck)?

Foto: picture alliance / dpa

Zwei Monate vor dem Urnengang geht der französische Präsidentschaftswahlkampf in die entscheidende Phase. Angesichts von fast einem Drittel der Wähler, das immer noch unentschlossen ist, kommt es darauf an, glaubwürdig ein Projekt zu verkörpern. Doch die Debatten werden maßgeblich von Skandalen bestimmt, ja vergiftet.

Zwei Hauptakteure stehen im Visier der Justiz: Marine Le Pen, gegen die nun auch wegen der Verbreitung von Gewaltfotos von IS-Opfern ermittelt werden kann. Der Republikaner François Fillon wiederum ist tief in die Affäre um Scheinbeschäftigung seiner Frau und Kinder verstrickt.

Das eröffnet Chancen für Emmanuel Macron. Hat er sein Bewerbungsbuch zunächst noch „Revolution“ genannt, so sieht sein Projekt keineswegs den Umsturz der Gesellschaft vor. Vielmehr skizziert der Ex-Wirtschaftsminister einen wirtschaftsliberalen, auf sozialen Ausgleich bedachten und proeuropäischen Weg, der keinen Bruch mit der Politik von Präsident Hollande darstellt, nur mit dessen Stil. Der Vorwurf, Macron bediene sich wohlklingender Schlagworte, um links, rechts und in der Mitte Stimmen zusammenzukratzen, ist nicht ganz unberechtigt. Noch muss er beweisen, ob er das Format zum Staatschef hat. Aber nicht nur erscheinen die meisten seiner Vorschläge realistisch – anders als seinen Konkurrenten könnte es Macron gelingen, einen breiten Unterstützerkreis mitzunehmen, gerade weil er nicht dogmatisch auftritt. Der 39-Jährige hat die Chance, einem verdrossenen Land neuen Schwung zu geben. Und Frankreich „In Bewegung“ zu bringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort