Verkehr NRW liegt bei den Staus an der Spitze

Berlin · "Gegen Stau hilft Bau": Verkehrsminister Groschek will mit einem „Jahrzehnt der Baustellen“ gegenhalten.

 In vielen Bundesländern sind kilometerlange Staus Alltag.

In vielen Bundesländern sind kilometerlange Staus Alltag.

Foto: picture alliance / dpa

Nicht nur zum Reiseverkehr in den Osterferien gibt es kilometerlange Staus auf den Autobahnen. In vielen Bundesländern, vorneweg Nordrhein-Westfalen, gehört der Stillstand zum Alltag. Allein an Rhein und Ruhr stauten sich nach Angaben des NRW-Verkehrsministeriums im vergangenen Jahr die Autos auf 85 674 Kilometern, ein Jahr zuvor waren es noch rund 10 000 weniger. Auch die Anzahl der gemeldeten Störungen lag 2016 mit 67 612 auf einem Dreijahreshoch (2015: 59 668), wie das Ministerium unter Berufung auf die NRW-Verkehrszentrale mitteilte.

Dass Nordrhein-Westfalen bundesweit Spitzenreiter bei Staus ist, scheint mittlerweile eisernes Gesetz. Laut ADAC stiegen im vergangenen Jahr Staustunden und Staukilometer noch einmal um 20 Prozent, jedes Jahr liegen die Werte höher. Rund 694 000 Staus, über 1,3 Millionen Kilometer Staulänge und 419 000 Staustunden bundesweit, das ist die Bilanz des Automobilclubs, dessen Zahlen jedoch auf einer anderen Zählweise als der des NRW-Ministeriums beruhen. Laut ADAC entfielen von den bundesweit 1,3 Millionen Staukilometern r 28 Prozent auf NRW, also rund 364 000 im Jahr 2016.

So oder so: Die Zahlen sind aus Sicht von Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) zu hoch. Er kündigt daher deutlich mehr Baustellen an. „Gegen Stau hilft Bau“, sagte Groschek. NRW stehe am Beginn „eines Jahrzehnts der Baustellen“, was der Minister nicht als Drohung sondern als Versprechen verstanden wissen will. Staufreiheit könne in einem Ballungsraum wie NRW mit dichten Autobahnnetzen und der hohen Verkehrsbelastung von durchschnittlich 60 000 Fahrzeugen am Tag niemand versprechen, sagte Groschek. Allerdings gebe es jetzt erstmals hinreichende finanzielle Ausstattung vom Bund. „Bereits im vergangenen Jahr hat NRW Straßenbaumittel des Bundes in Höhe von knapp 1,1 Milliarden Euro abgerufen – so viel wie nie zuvor. Und so wird es weitergehen“, sagte er.

Wurden 2008 noch 130 000 Staus bundesweit gemeldet, waren es 2015 bereits 568 000. Die effiziente Planung von Baustellen gilt als entscheidende Stellschraube. „Es ist gut, dass die Länder mit den Baufirmen vereinbaren können, dass an wichtigen Baustellen rund um die Uhr und auch am Wochenende gearbeitet wird“, sagt SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. Doch trotz der Bemühungen in den Ländern sehen andere Verkehrspolitiker auch im Bund Nachbesserungsbedarf. Der Experte der Unionsfraktion, Arnold Vaatz (CDU), drängt auf eine „netzweite Baustellenkoordinierung, um dem Autofahrer ohne baustellenbedingte Engpässe alternative Strecken in den Hauptverkehrskorridoren anbieten zu können“. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter plädiert für einen „Mobilpass“, der sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel sowie Sharing-Angebote kombiniert.

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