Windräder im Wald NRW-Umweltminister Johannes Remmel gibt "Zielkonflikte" zu

Düsseldorf · Der Konflikt geht quer durch die Reihen der Naturschützer: Für den Umweltverband NABU ist der Bau von Windrädern im Wald ein "Riesenspagat" - viele Mitglieder sehen einen unzulässigen Eingriff in die Natur. Einerseits kämpfen die Naturschützer für die Energiewende, auf der anderen Seite gefährden die Rotoren das Leben von Vögeln und Fledermäusen.

 Masten, Wald und Windräder: Kollisionen der Vögel mit Rotoren sind nicht auszuschließen.

Masten, Wald und Windräder: Kollisionen der Vögel mit Rotoren sind nicht auszuschließen.

Foto: dpa

NABU-Landeschef Josef Tumbrinck steht zu den Windrädern. Die FDP-Opposition aber warnt eindringlich vor Schäden für Flora und Fauna und fordert in einem Antrag ein generelles Verbot der "Spargel" im Wald.

"Weihnachtsbäume wollen die Grünen aus dem Wald verbannen, aber Stahlmonster im Wald errichten", klagt FDP-Umweltexperte Karlheinz Busen. Die FDP hält die Eingriffe in die Wälder durch 200 Meter hohe Windkraftanlagen für nicht verkraftbar. Für den Bau der Windräder müssten 5,50 Meter breite Schneisen ("Dimension einer Kreisstraße") in Wälder geschlagen werden. Zudem seien Flächen von bis zu einem Hektar pro Rad nötig, Stromtrassen müssten über den Wipfeln der Bäume oder in Erdkabeln verlegt werden. Und bei Bränden der Motoren drohe ein Übergreifen des Feuers auf den angrenzenden Wald.

Nachdem die rot-grüne Landesregierung 2011 das Tabu für Windräder im Wald aufgehoben hat, ist im siegerländischen Bad Laasphe der landesweit erste Wald-Windpark eröffnet worden. Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg hat als Geschäftsführer der Wittgenstein New Energy GmbH die 18-Megawatt-Anlage 2013 in Betrieb genommen. Mit "hoher Akzeptanz in der Bevölkerung", wie der Prinz berichtete. Allein im Kreis Siegen-Wittgenstein liegen Pläne für rund 180 Anlagen vor.

Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) räumt ein, dass der Ausbau der Windenergie aus Naturschutzsicht "zu Zielkonflikten" führt. Kollisionen der Rotoren mit Vogel- und Fledermausarten seien nicht auszuschließen. Vorsorglich hat das Ministerium mit dem Landesamt für Naturschutz einen Leitfaden zum Artenschutz erarbeitet. Außerdem verweist das Ministerium darauf, dass Windräder nicht in Laub- und Mischwäldern erlaubt sind und nur in Nadelwäldern außerhalb von Schutzgebieten errichtet werden dürfen. Die rot-grüne Landesregierung will den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung bis 2020 von vier auf 15 Prozent erhöhen. Private Investoren und Bürgergemeinschaften sollen mehr als 2000 Windräder in die Wälder bauen. Remmel schätzt, dass zwei bis drei Prozent der 916.000 Hektar Waldfläche für Windräder genutzt werden können.

Im Regierungsbezirk Arnsberg sind 44 Prozent der Fläche Wald, im Bezirk Köln 27 Prozent - im Regierungsbezirk Düsseldorf nur 15 Prozent. In Kommunen mit einem Waldanteil unter 15 Prozent kommt laut Landesplanung ein Windpark im Wald nicht in Frage. In Tourismus-Regionen soll der Bau von Windrädern in Wäldern "verträglich aufeinander abgestimmt" werden.

Warum 200 Meter hohe Windräder in Wäldern besonders zur "Stromernte" geeignet sind, liegt für Energieexperten klar auf der Hand: In großer Höhe bläst der Wind fast so stark und dauerhaft wie in den stürmischen Küstenregionen.

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