Kommentar zur Hilfe der Bundeswehr bei Luftschlägen in Syrien Mitverantwortung

Meinung · Ob auch die Bundeswehr für den Tod syrischer Zivilisten Verantwortung trägt, steht noch nicht fest. Doch bevor die Schuldzuweisung beginnt, sollten sachliche Fragen geklärt werden - auch über Verantwortung.

 Ein Behälter mit einem Aufklärungssystem hängt unter einem Kampfflugzeug vom Typ Tornado. (Archivbild)

Ein Behälter mit einem Aufklärungssystem hängt unter einem Kampfflugzeug vom Typ Tornado. (Archivbild)

Foto: picture alliance / Carsten Rehde

Falls sich der Verdacht bestätigt, dass US-geführte Truppen sich auf Aufklärungsfotos deutscher Tornados verlassen und dann irrtümlich Dutzende syrische Zivilisten getötet haben, dann trägt womöglich auch die Bundesregierung eine Mitverantwortung an diesem Unfall im Krieg. Bevor der Fingerzeig Richtung Bundeswehr geht, wären jedoch sachliche Fragen zu klären: War das Aufklärungsmaterial fehlerhaft, ist bei Gegenkontrollen geschlampt worden, haben die USA die Luftschläge ohne Rücksicht auf Zivilisten angeordnet?

Krieg ist unübersichtlich, das liegt in der Natur der Sache. Zivilisten sind kaum von Kämpfern zu unterscheiden – erst recht nicht, wenn die Terrormiliz IS sie als Schutzschilde missbraucht. Dass bei Luftschlägen keine Fehler passieren, wäre naiv zu glauben – so naiv wie die Annahme, dass das sterile, ohne Häuserkampf und Körperkontakt gewonnene Aufklärungsmaterial deutscher Jetpiloten keine Opfer zur Folge hätte.

Natürlich kann man sich über den Tod im Krieg empören; man könnte sich aber auch produktiver empören. Zum Beispiel immer dann, wenn wieder viele Experten meinen, die Bundesregierung müsse und könne im Nato-Sicherheitsbündnis mehr Verantwortung übernehmen. Mehr Verantwortung klingt immer gut – doch wer sie übernimmt, riskiert eben noch mehr Tragödien, wie sie in Syrien und im Irak gehäuft unter Präsident Donald Trump beklagt werden. Dass das US-Militär seine Einsatzpolitik bei heiklen Luftschlägen womöglich gelockert hat, und die Bundeswehr die Koordinaten dafür liefert, gehört nämlich auch zur Mitverantwortung.

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