Deutschen Entwicklungsdienst Mit Festakt wird an die Gründung erinnert

BONN · Am Montag vergangener Woche erschien im General-Anzeiger eine Anzeige. Unter der Anrede "Herr Minister" hieß es unter anderem: "Heute vor genau 50 Jahren wurde hier in Bonn der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) gegründet." Doch bei feierlichen Worten blieb es in dem Text nicht.

 Bei der DED-Gründung war US-Präsident John F. Kennedy dabei. Daneben: dessen Schwester Eunice, Bundespräsident Heinrich Lübke, der DED-Verwaltungsratsvorsitzende Walther Casper, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Entwicklungsminister Walter Scheel

Bei der DED-Gründung war US-Präsident John F. Kennedy dabei. Daneben: dessen Schwester Eunice, Bundespräsident Heinrich Lübke, der DED-Verwaltungsratsvorsitzende Walther Casper, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Entwicklungsminister Walter Scheel

Foto: GA

Minister Dirk Niebel, so ein Vorwurf, habe den DED Ende 2010 "mit fadenscheinigen Einspar-Argumenten zerschlagen und die Reste in die neu gegründete GIZ überführt - ungeachtet der Tatsache, dass der DED fast fünf Jahrzehnte für seine Arbeit weltweit große Anerkennung gefunden hat." Unterschrieben war der Text vom DED-Freundeskreis, der sich, wie es hieß. um einen neuen "EntwicklungsDienst" bemühen will.

Offiziell gefeiert wurde das Jubiläum am Freitag im Wasserwerk. Das Motto: "50 Jahre Entwicklungshelferin und Entwicklungshelfer - Eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft". Niebel hielt die Festrede und sparte nicht mit Kritik. "Wir brauchen keinen alten DED", sagte der Minister. Die Fusion des DED mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und InWEnt, der Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung, zur GIZ, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, sei notwendig gewesen. Die vorherige Struktur sei ineffizient gewesen und habe nicht mehr in die Zeit gepasst.

Die Kritiker der neuen Struktur sehen das ganz anders - auf den Fluren des Wasserwerks war das auch ein Thema in vielen Gesprächen. Willi Erl zum Beispiel, früher DED-Geschäftsführer und einer der Gründungsväter des DED-Freundeskreises, erklärte dem GA, die heutige Organisation sei "viel zu stark auf Kommerz ausgerichtet". Die Menschen in den Entwicklungsländern würden heute mehr als Kunden gesehen, und die Entwicklungshelfer selbst könnten kaum noch Einfluss nehmen.

Das sei früher anders gewesen. Prägendes Merkmal des DED sei etwa die Bescheidenheit gegenüber den Menschen in den Entwicklungsländern gewesen, erzählte Erl. Zudem hätten sich Entwicklungshelfer befristet engagiert und keine Erwerbsabsicht gehabt. Heute schicke die GIZ mehr Experten, die Entwicklungsarbeit zum Beruf gemacht hätten. Andere erfahrene Helfer sprachen davon, dass viele Projekte zerschlagen worden seien, weil sie dem Ministerium nicht mehr passten.

Niebel lobte die insgesamt 28 000 Entwicklungshelfer, die in den 50 Jahren in 100 Ländern tätig gewesen seien. Sie hätten sich "oft unter schwierigen Bedingungen vor Ort für Gerechtigkeit, Frieden und nachhaltige Entwicklung eingesetzt". Sie hätten das Gesicht Deutschlands in der Welt mit geprägt und seien hierzulande mit ihrem Engagement ein Vorbild für andere geworden.

Einer jener Menschen, die sich aufmachten, um zu helfen, ist Ingrid Bobrich. Als Hygienefach- und Krankenschwester arbeitete die Schwarzwälderin von 1999 bis 2002 in Benin. Nach der Zeit, in der sie in der Familie gebraucht worden sei, habe sie in Afrika helfen wollen, sagte sie bei einem Podiumsgespräch.

Mit ihrem Idealismus sei sie bald an Grenzen gestoßen. "Ich habe einen Kulturschock bekommen und wollte wieder ausreisen, als ich die frappierende Armut gesehen habe." Bodrich blieb. Auch weil sie die Menschen "richtig kennenlernte" und deren Gastfreundschaft das Negative aufwog. Ihr Tipp an Menschen, die einen ähnlichen Weg gehen wollen: "Mischen Sie sich nicht in ethnische Konflikte sowie Politik ein." Auch die deutsche Disziplin sei nicht übertragbar.

Lob für die deutsche Entwicklungshilfe spendete die Bolivianerin Jaquelin Butrón Berdeja: "Unsere Programme sind viel erfolgreicher, seitdem wir mit einer deutschen Entwicklungshelferin zusammenarbeiten." Wichtig seien die Kenntnisse und Erfahrungen aus anderen Ländern.

Gemeinsam kümmern sie sich etwa um sexuell missbrauchte Kinder. Und in 50 Jahren?, wurde sie gefragt. "Dann wird die Armut immer noch groß sein. Kinderarbeit, Jugendliche ohne Zukunft und missbrauchte Kinder, daran wird sich nichts ändern", meinte die Bolivianerin. Auch dann würden Entwicklungshelfer gebraucht. Womöglich ein Betätigungsfeld für einen neuen Entwicklungsdienst?

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