In der Türkei Mission der Bundeswehr steckt in Schwierigkeiten

Istanbul · Verdreckte Toiletten, handgreifliche Offiziere, Fahnenverbote - die deutschen Soldaten im türkischen Kahramanmaras erleben nach den Eindrücken des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus einen schwierigen Einsatz, auch ohne dass bisher Raketen aus dem Bürgerkriegsland Syrien abgewehrt werden mussten.

 Bundeswehrsoldaten stehen vor einer Patriot-Rakete. Es gibt Ärger mit den türkischen Kameraden.

Bundeswehrsoldaten stehen vor einer Patriot-Rakete. Es gibt Ärger mit den türkischen Kameraden.

Foto: AFP

Doch Gastgeber Türkei will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. In einer Erklärung sprach der türkische Generalstab von haltlosen Behauptungen. Ihre Toiletten müssten die Bundeswehrsoldaten schon selber putzen, stellte die Armeeführung in Ankara klar. Trotz frühlingshaft steigender Temperaturen in Kahramanmaras bleibt das Verhältnis zwischen Türken und Deutschen kühl.

Und das bei einem Einsatz, dessen Sinn vor allem darin liegt, den Türken ein konkretes Beispiel für die Freundschaft und Solidarität der NATO-Partner zu geben. Gestern war das deutsche Kontingent um Schadensbegrenzung bemüht. Kommandeur Marcus Ellermann sagte, er warne davor, bei der Einschätzung der vorhandenen Probleme zu übertreiben.

"Über allem sollte der Geist des gemeinsamen Einsatzes stehen, und dann sind wir auf einem guten Weg." Dass die Türken sauer sind, bestreitet auch Ellermann nicht. Er hat teilweise sogar Verständnis dafür: So habe die türkische Seite in Rekordzeit die Unterkünfte für die deutschen Soldaten fertiggestellt - "das wäre in Deutschland nicht möglich gewesen".

Doch er selbst könne die fertigen Gebäude nicht offiziell übernehmen, ohne dass Experten aus Deutschland die Bauten begutachtet hätten. Diese Vorschriften seien für die türkischen Soldaten nach all der geleisteten Arbeit an den Unterkünften schwer nachvollziehbar.

Mit Befremden hatte die türkische Presse am Wochenende über die Kritik von Königshaus berichtet. "Die deutschen Patriot-Soldaten fühlen sich nicht wohl", titelten die Zeitungen mit Verweis auf die Klagen über den schlechten Zustand der sanitären Anlagen, über eine Art Kontaktverbot für türkische Soldaten im Umgang mit den deutschen Gästen und über einen tätlichen Angriff eines türkischen Generals auf eine deutsche Feldjägerin.

Das konnte der Generalstab in Ankara nicht so stehen lassen. Den tätlichen Angriff habe es nie gegeben, erklärten die Generäle in Ankara. Die Reinhaltung der Toiletten sei Sache der Deutschen, die inzwischen eine zivile Reinigungsfirma beauftragt hätten. Penibel zählte der Generalstab die Zahl der Toiletten auf, die den deutschen NATO-Partner bereits seit Ende Februar zur Verfügung stünden: Es sind 45.

Und eine Kontaktsperre gebe es auch nicht, betonte die Armeeführung. Bestätigt wurde lediglich, dass die Türken in Kahramanmaras ungern deutsche Fahnen, Wimpel oder Ortsschilder sehen. Ellermann betonte, nach den Schilderungen der deutschen Soldaten habe es den tätlichen Übergriff sehr wohl gegeben, auch wenn die betroffene Soldatin dem Vorfall keine große Bedeutung zumesse und sich in Kahramanmaras gut aufgehoben fühle.

Der Angriff sei "nicht zu entschuldigen". Das Dementi des türkischen Generalstabs wollte er nicht bewerten. Auch hätten sich die deutschen Soldaten mehr Kontakte zu den türkischen NATO-Kameraden erhofft, sagte Ellermann. Wenn dies von türkischer Seite aber nicht gewünscht werde, "dann ist das so".

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