Kommentar zum Bruttoinslandsprodukt Miniwachstum

Meinung | Düsseldorf · Platz acht verschafft Rot-Grün angesichts der Wucht der „Schlusslichtdebatte“ zumindest ein wenig Luft. Wirtschaftsminister Duin tut jedoch gut daran, auch ins Kleingedruckte des Bundesländervergleichs zu schauen.

Wer einmal durch Morast gewatet ist, freut sich schon über Kopfsteinpflaster. Getreu dieser Devise bejubelt die Landesregierung die neuesten Wachstumszahlen. Das Bruttoinlandsprodukt Nordrhein-Westfalens hat sich im ersten Halbjahr zwar mit 2,1 Prozent weiterhin leicht unterdurchschnittlich entwickelt, aber immerhin wurde das blamable Nullwachstum aus 2015 überwunden. An Spitzenreiter Bayern nimmt man in Düsseldorf ohnehin erst gar nicht mehr Maß. Platz acht verschafft Rot-Grün angesichts der Wucht der „Schlusslichtdebatte“ zumindest ein wenig Luft.

Wirtschaftsminister Duin tut jedoch gut daran, auch ins Kleingedruckte des Bundesländervergleichs zu schauen. Wachstumstreiber sind Dienstleistungen und Logistik, die industrielle Basis Nordrhein-Westfalens bröckelt dagegen. Schlüsselbranchen wie Maschinenbau und Chemie schrumpfen besorgniserregend. Die Mittel der Landespolitik wären: bürokratische Blockaden lösen, Infrastruktur-Engpässe und Investitions-Hemmnisse beseitigen, Forschungs- und Innovationsförderung erhöhen, bundespolitische Initiativen ergreifen.

Die rot-grüne Überzeichnung der Halbjahreszahlen als „Trendwende“ ist acht Monate vor der Landtagswahl verständlich. Platz 16 und 0,0 Prozent Bruttoinlandsprodukt 2015 galten als Quittung für eine Landespolitik, die sich mit immer neuen Regulierungsideen um die ökonomische Basis wenig scherte.

Die neuen Zahlen könnten das Thema Wirtschaftspolitik wieder aus dem grellen Scheinwerferlicht rücken.

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