Zuwanderung in Deutschland Migrationsamt betont die Bedeutung von Integration

BERLIN · Im vergangenen Jahr sind "netto" mehr als 400.000 Menschen (2012: 369.000) aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, um zu bleiben, ein größerer Teil aus dem EU-Land Spanien.

Aus Barcelona, Madrid oder Malaga zieht es laut Schmidt meist Fachkräfte nach Deutschland: jung, gebildet, mobil. Die meisten von ihnen kriegen hierzulande einen Job. Wie gesagt, meist keine Problemfälle.

Zum Beispiel Rumänien und Bulgarien, beide gleichfalls EU-Staaten. Zwei etwas andere Fälle. Schmidt ist an diesem Vormittag nach Berlin gekommen, um über Integration und die Notwendigkeiten in Städten und Kommunen zu sprechen, nicht um die Debatte über eine angeblich wachsende Armutszuwanderung in deutsche Sozialsysteme anzuheizen.

Neben ihm sitzen der Präsident des Deutschen Städtetages, der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sowie die Leiterin der Abteilung Integration und Migration im Integrationsministerium von Rheinland-Pfalz, Karin Weiss. Alle drei eint das Thema: die Eingliederung von Zuwanderern.

Schmidt legt Zahlen vor. Armutszuwanderung? Da wolle man doch mal sehen: 21 Prozent der nach Deutschland zugewanderten Bulgaren und Rumänen seien Akademiker. Und jawohl, 46 Prozent der aus diesen beiden Ländern gekommenen Staatsbürger seien ohne Berufsausbildung. Richtig, es gebe Probleme "in bestimmten Städten".

Schmidt nennt Duisburg, Hamburg und Berlin. Städtetagspräsident Maly ergänzt diese Reihe später noch um den Namen von Mannheim. Aber eine Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme sei einfach "nicht belegbar", betont Schmidt. Maly sagt zur angeblichen Armutszuwanderung, Deutschland würde davon eben nicht "tsunamiartig" überrollt. Denn: "Armutszuwanderung ist kein bundesweites Massenphänomen."

Bundesamtspräsident Schmidt wiederum verweist auf mehr als 100 000 Teilnehmer an Integrationskursen allein im vergangenen Jahr. Die Nachfrage ist bei Weitem größer als das Angebot. Die rheinland-pfälzische Integrationsexpertin Weiss sagt: "Es ist eher so, dass wir die Nachfrage nach Sprachkursen nicht befriedigen können."

Allerdings räumt Schmidt ein, dass sich bei Zuwanderern bestimmter Herkunft doch die Frage stelle: "Wie komme ich an diese Gruppen überhaupt ran?" Bei aus Spanien zugewanderten Fachkräften hingegen werde allenfalls gefragt: "Wie schnell kriege ich einen Spanier in einen Integrationskurs?" Schmidt wie Weiss erklären, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland auch abhängig vom Nachnamen sein. "Allein der falsche Nachname kann durchaus große negative Folgen haben", sagt Weiss.

Städtetagspräsident Maly weiß: "Integration braucht Akteure und Agenten." Die Debatte über angebliche Armutszuwanderung will Maly ohnehin nicht neu entfachen. Es gebe Kommunen, die Hilfe bräuchten, keine Frage. Aber dies beschränke sich auf wenige Städte. Ob Spreewälder Gurken oder Beelitzer Spargel - Erntehelfer stehen auch in diesem Frühjahr auf deutschen Feldern. Grundsätzlich weiß Maly: "Integration ist nie ein Harmoniemodell."

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