Kommentar zum Anschlag auf den BVB Menschenverachtend

Bonn · Der Anschlag auf das BVB-Team zeigt ein Ausmaß an Habgier, an Kaltblütigkeit und Menschenverachtung, die man so bisher nicht kannte, findet GA-Korrespondentin Brigitte Scholtes.

 Kein Anschlag des Islamischen Staates, sondern wohl eine gezielte Kalkulation: Die drei am Tatort gefundenen vermeintlichen Bekennerschreiben stellten sich als Finte heraus.

Kein Anschlag des Islamischen Staates, sondern wohl eine gezielte Kalkulation: Die drei am Tatort gefundenen vermeintlichen Bekennerschreiben stellten sich als Finte heraus.

Foto: dpa

Selten hat man Börsianer so fassungslos gesehen. Dass ein Krimineller aus reiner Habgier bereit ist, eine ganze Mannschaft samt Betreuerstab in die Luft zu sprengen, damit der Aktienkurs fällt, und für diesen Fall mit Optionskäufen vorgesorgt hat – das lässt selbst die hartgesottenen unter ihnen entsetzt zurück. Die Menschen im Land ohnehin. Es ist eben kein „normaler“ Spekulant, der versucht hat, die Kurse in seinem Sinn zu bewegen.

Das gehört an der Börse zum Alltag, auch wenn Manipulationen von den Aufsichtsbehörden viel strenger verfolgt werden als früher. Spekulation mögen die meisten von ihnen noch als Spiel oder als Wette ansehen. Doch was hier geschehen ist, zeigt ein Ausmaß an Habgier, an Kaltblütigkeit und Menschenverachtung, die man so bisher nicht kannte.

Solche schwerkriminellen, skrupellosen Täter versuchen sich zu bereichern und greifen –ähnlich wie Terroristen – die Gesellschaft an ihren Schwachpunkten an. Das „Betriebskapital“ eines Fußballvereins ist seine Mannschaft. Löscht man diese aus, verliert das Unternehmen massiv an Wert. Eine Bank würde niemals den Inhalt ihrer Tresore in einem Konvoi über die Straße fahren und sie so einem Risiko aussetzen.

Das ist der Unterschied zum Sportverein: Dort macht das enge menschliche Miteinander wesentlich den Wert des Unternehmens aus. Angesichts der neuen Gefahren – sei es ausgehend von solch skrupellosen, habgierigen Kriminellen oder von Terroristen – fragt man sich jedoch, ob ein Fußballverein sich tatsächlich den harten Regeln der Börse unterwerfen muss.

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