Meisner: "Pille danach" möglich

KÖLN/BONN · Frauen sollen nach einer Vergewaltigung auch in katholischen Krankenhäusern künftig Rezepte für die "Pille danach" als Schwangerschaftsverhütung erhalten. Die Grundlagen dafür legte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner am Donnerstag in einer Erklärung.

Maßgeblich für die katholische Kirche sei, dass durch die "Pille danach" eine Befruchtung der Eizelle verhindert werde. Doch auch die Verhinderung einer Schwangerschaft nach einem Eisprung bei einem Vergewaltigungsopfer schließen kirchennahe Experten offenbar nicht mehr kategorisch aus.

Der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff sieht im "Grenzfall der Vergewaltigung" die Möglichkeit einer berechtigten Ausnahme auch bei einer bereits befruchteten Eizelle, weil die Frau eine Art Notwehrrecht habe, "die ihr aufgezwungene Schwangerschaft zu beenden". In Kirchenkreisen wird erwartet, dass sich aus den Aussagen Meisners und Schockenhoffs Grundlagen für eine bundesweit einheitliche Regelung für katholische Krankenhäuser ergeben.

Meisner forderte die Ärzte in katholischen Krankenhäusern auf, sich "rückhaltlos der Not vergewaltigter Frauen anzunehmen". NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) begrüßte die Erklärung als "wichtiges Signal zur Sicherstellung einer umfassenden Versorgung von Frauen in Not in Krankenhäusern katholischer Trägerschaft".

Eine junge Frau war im Dezember in Köln nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung in zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden, weil die Ärzte laut Richtlinie keine "Pille danach" verschreiben durften.

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