Migration Mehr Flüchtlinge an südspanischen Stränden

Madrid · Immer mehr Flüchtlinge kommen an den südspanischen Stränden an. Auf das Land könnte der größte Migrationsdruck der letzten Jahre zukommen, glauben Experten.

 Innerhalb von zwölf Stunden kamen 15 Migrantenschiffe mit insgesamt 600 Flüchtlingen an spanischen Küsten an. FOTO: AP

Innerhalb von zwölf Stunden kamen 15 Migrantenschiffe mit insgesamt 600 Flüchtlingen an spanischen Küsten an. FOTO: AP

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Die Badegäste staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Schlauchboot mit etwa 40 schwarzafrikanischen Flüchtlingen am Strand landete. Mitten am Tag, als Hunderte von Urlaubern am südspanischen Traumstrand Zahara de los Atunes, westlich der Meerenge von Gibraltar, in der andalusischen Sonne lagen oder im Wasser badeten.

Die Migranten, welche an der nur wenige Stunden entfernt liegenden marokkanischen Küste in See gestochen waren, sprangen aus ihrem Boot und liefen davon. Sie hatten Angst, von der Polizei aufgegriffen und gleich wieder abgeschoben zu werden.

Möglicherweise werden sich Spaniens Strandurlauber an solche Bilder gewöhnen müssen. Denn es treiben neuerdings immer mehr Flüchtlingskähne an südspanischen Stränden an. Wenn auch meistens im Schutz der Nacht, damit die Insassen möglichst unentdeckt an Land gehen können.

Die meisten kommen von Marokko aus über die Meerenge von Gibraltar, die an ihrer schmalsten Stelle zwischen Europa und Nordafrika nur 14 Kilometer misst. Oder sie versuchen es von Marokko aus zur spanischen Costa del Sol oder Costa Tropical, um in der Umgebung der Städte Málaga und Almería zu landen. Auch die Kooperationsabkommen mit Marokko, dessen Küstenwacht von Europa aufgerüstet wurde und Flüchtlingsschiffe in den eigenen Hoheitsgewässern abfangen soll, kann an dieser Tendenz offenbar wenig ändern. Gerade wurde in Spanien ein neuer Rekord registriert, der Sorgen macht: Insgesamt 15 Migrantenschiffe mit insgesamt 600 Flüchtlingen wurden innerhalb von zwölf Stunden an spanischen Küsten gezählt. Eine Marke, die Erinnerungen weckt an die große Flüchtlingswelle, welche in 2006 die vor der westafrikanischen Küste liegenden Kanarischen Inseln erreichte.

Es scheint also ganz so, als ob sich nun eine neue Ausweichroute Richtung Spanien etabliert. Während die Ankünfte in Griechenland und in Italien nach dem Abschluss von Flüchtlingsdeals mit den Transitstaaten Türkei und Libyen abnehmen. Rund 9000 Migranten wurden seit Jahresbeginn an Spaniens Küsten aufgefischt, das ist schon mehr als doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hinzu gesellen sich über 3000 Immigranten, die in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an der nordafrikanischen Küste die Grenzen überwanden.

Die meisten in Spanien ankommenden Flüchtlinge kommen derzeit aus den westafrikanischen Armutsstaaten unterhalb der Sahara. Und aus Marokko, wo Unruhen und Repression in der nördlichen Rif-Region in den letzten Monaten Hunderte junge Menschen in die Flucht trieben.

Die Zahl der Ankömmlinge in Spanien ist zwar insgesamt immer noch sehr viel geringer als in Italien, wo die europäische Grenzschutzagentur seit Januar 94 000 Flüchtlinge registrierte. Und auch noch kleiner als in Griechenland, wo in 2017 etwa 16 000 Migranten landeten. Aber aus der stark steigenden Kurve in Spanien folgern die Frontex-Experten, dass auf Spanien der „größte Migrationsdruck der letzten Jahre“ zukommt.

Sogar die Ferieninsel Mallorca bleibt nicht verschont: Von dort wird nicht nur ein Urlauberhoch gemeldet, sondern es werden auch so viele Migrantenboote wie noch nie gesichtet: Insgesamt kamen seit Jahresbeginn 14 dieser Elendskähne im Ferienparadies an.

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