Kommentar zum Führungsstreit in der CSU Letztes Gefecht

Meinung · Womöglich erweist es sich für Söder noch als großer Vorteil, bei den Jamaika-Verhandlungen in Berlin nicht mit am Tisch zu sitzen. Seehofer kämpft – auch um einen Abgang in Würde, kommentiert Holger Möhle.

 Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU).

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU).

Foto: dpa

Horst Seehofer steht in diesen Tagen vor seinem letzten Gefecht. Der geordnete Übergang, den der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef möglichst für beide Ämter noch hinbekommen will, ist jetzt schon schwierig. Seehofer, dem die CSU 2013 die Rückkehr zur absoluten Mehrheit zu verdanken hat, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie es läuft, wenn Politiker nicht von der Macht lassen können. Er hat den richtigen Zeitpunkt für seinen Abgang verpasst. Ob er sich mit 68 Jahren und gesundheitlich angeschlagen eventuell auch noch einen Ministerposten im Bundeskabinett zumutet, darf man für ihn schon aus Selbstschutzgründen nicht hoffen.

Den Machtkampf um seine Nachfolge dominierte Seehofer lange nach Belieben. Seinen ehrgeizigen Finanzminister Markus Söder hielt er in Schach, er stellte ihm öffentlich schlechte Noten für Moral und Charakter („Schmutzeleien“) aus und dann eben – ein echter Seehofer – ein Rückzug vom Rückzug: Ich mache doch weiter! In beiden Ämtern. Seehofer wollte (und will) Söder als seinen Nachfolger unbedingt verhindern. Doch dazu müssen Wahlergebnisse stimmen. Zuletzt 38,8 Prozent in Bayern bei der Bundestagswahl sind für eine CSU mit ihrem Allmachtsanspruch indiskutabel.

Seehofer ist jetzt der Trainer, der den Absturz in der Tabelle zu verantworten hat. Und der Favorit auf die Nachfolge scharrt mit den Hufen. Womöglich erweist es sich für Söder noch als großer Vorteil, bei den Jamaika-Verhandlungen in Berlin nicht mit am Tisch zu sitzen. Seehofer kämpft – auch um einen Abgang in Würde.

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