Kommentar zum Papstbesuch in Myanmar Komplizierte Mission

Meinung · Warum sich das Oberhaupt der Katholiken in eine so komplizierte Mission stürzt, in einen ethnischen Konflikt zwischen Buddhisten und Muslimen? Weil diese dritte Asienreise dem Selbstverständnis dieses Papstes entspricht.

 Myanmar erwartet Papst Franziskus.

Myanmar erwartet Papst Franziskus.

Foto: AFP

Es soll Diplomaten im Vatikan geben, die Papst Franziskus von seiner Reise nach Myanmar abgeraten haben. Myanmar ist ein buddhistisch geprägtes Land, das die Rechte der muslimischen Minderheit der Rohingya in der Grenzprovinz Rakhine systematisch verletzt. Menschenrechtler sprechen von Völkermord, westliche Regierungen von „ethnischen Säuberungen“ durch das Militär.

Charles Bo, der erste und von Franziskus vor zwei Jahren ernannte Kardinal von Myanmar, hat den Papst gebeten, besonders vorsichtig mit seiner Wortwahl zu sein. Wer „Rohingya“ sagt, der fordert aus Sicht der Militärs im Land implizit Rechte für diese Minderheit, die Myanmar und seine Generäle dieser Volksgruppe vorenthalten. Wenn der Papst Porzellan zertrümmert, müssen Minderheiten büßen, so lautet die Befürchtung. Wird Franziskus das R-Wort also vermeiden und sich so ebenfalls angreifbar machen?

Warum stürzt sich das Oberhaupt der Katholiken in eine so komplizierte Mission, in einen ethnischen Konflikt zwischen Buddhisten und Muslimen? Seine dritte Asienreise entspricht dem Selbstverständnis dieses Papstes. In Myanmar und Bangladesch begibt sich Franziskus ganz besonders an die „existenziellen Peripherien“, die er seit Beginn seines Pontifikats zum Zentrum der Kirche machen will. Dieses Programm zielt zum Ärger katholischer Puristen nicht nur auf verfolgte Christen, sondern auf Verfolgte und Benachteiligte aller Art. Der Papst setzt auf die einigende Kraft des interreligiösen Dialogs, insbesondere da, wo Religion als Mittel zum Machterhalt benutzt wird.

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