Kommentar zum Machtwechsel in Simbabwe Kein Neuanfang

Meinung | Bonn · Ein Sinnbild für Demokratie ist Emmerson Mnangagwa nicht, auch wenn er nun beschwört, er wolle das Land zu demokratischen Wahlen im nächsten Jahr führen, kommentiert Lutz Warkalla.

 Simbabwes neuer Präsident Emmerson Mnangagwa.

Simbabwes neuer Präsident Emmerson Mnangagwa.

Foto: dpa

Die Ära Mugabe ist beendet, der Machtwechsel ist weitgehend friedlich über die Bühne gegangen: Das wenigstens kann man mit Sicherheit über die Ereignisse der vergangenen Tage in Simbabwe sagen. Doch völlig ungewiss ist, in welche Richtung sich das Land entwickeln wird. Klar ist: Ein wirklicher Neuanfang ist mit dem Amtsantritt von Emmerson Mnangagwa nicht verbunden.

Der neue Mann ist zwar 20 Jahre jünger, aber dem alten Präsidenten über lange Jahre eng verbunden gewesen. Wie Mugabe zählt er zur Garde der alten Kriegshelden aus dem Unabhängigkeitskampf. Abgewendet hat er sich von Mugabe erst, als dieser – oder besser dessen macht- und geldsüchtige Ehefrau Grace – sich daranmachte, seinen über Jahre gehegten Traum zu zerstören: selbst die Nachfolge Mugabes anzutreten.

Ein Sinnbild für Demokratie ist er jedenfalls nicht, auch wenn er nun beschwört, er wolle das Land zu demokratischen Wahlen im nächsten Jahr führen. Bekannt ist er dagegen für seine Brutalität und seine politische Durchtriebenheit. So ist es nicht ausgeschlossen, das der Jubel auf den Straßen, der ihn im Moment trägt, schon bald enttäuscht werden könnte.

Zumal die Hoffnung auf rasche wirtschaftliche Besserung sich als Illusion erweisen dürfte. Mangagwa gilt zwar als Pragmatiker, der weiß, dass eine Kurskorrektur unumgänglich ist. Allerdings hat Mugabe Simbabwe, die einstige Kornkammer des südlichen Afrikas, so tief in die Krise gestürzt, dass es auch mit kräftiger ausländischer Unterstützung Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern wird, bis sich das Land davon erholt hat.

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