Nina Scheer und Karl Lauterbach Kandidaten für den SPD-Vorsitz stellen Ideen vor

BERLIN · Die Partei-Linken Nina Scheer und Karl Lauterbach kandidieren für den SPD-Vorsitz. Im Jakob-Kaiser-Haus in Berlin haben sie ihre Vorstellungen für einen anderen Kurs der Partei vorgestellt.

Fliege runter. Ambition hoch. Karl Lauterbach will es wissen. Nina Scheer ebenfalls. Vor einer Woche haben sie ihre Kandidatur für den SPD-Vorsitz angemeldet. Nun stellen sie im Berliner Jakob-Kaiser-Haus ihre Vorstellungen für einen anderen Kurs der Partei vor.

Endgültig hätten sie ihre Idee einer Kandidatur für den SPD-Vorsitz kurz vor der parlamentarischen Sommerpause geschmiedet, sagt Lauterbach bei der gemeinsamen Vorstellung mit Scheer, wozu sie eigens noch den Ort gewechselt haben. Der eigentliche Raum im Erdgeschoss des Jakob-Kaiser-Hauses sei „zu dunkel, zu negativ für das, was wir vorhaben“. Aber jetzt mit freiem Blick aus dem sechsten Stock auf die Kuppel des Reichstagsgebäudes lässt sich der geplante Sturm an die Parteispitze schon besser erklären.

Noch seien sie „Kandidaten-Kandidaten“, müssten ihre angekündigte Kandidatur also erst einmal durchbringen. Ebenso wie das andere Doppelspitze-Bewerberduo Christina Kampmann und Michael Roth, denen Lauterbach und Scheer „eine gute Show und einen dankbaren zweiten Platz“ wünschen. Jedes Team und jeder Einzelbewerber, von denen es bisher mit dem 79 Jahre alten Bonner Fahrensmann Hans Wallow erst einen gibt, braucht die Unterstützung von mindestens fünf der insgesamt 393 SPD-Unterbezirke oder eines SPD-Bezirks oder eines Landesverbandes, sonst werden aus ihren Ankündigungen keine Kandidaturen. Scheer, die aus Schleswig-Holstein stammt, sagt, der SPD-Unterbezirk Segeberg habe schon die Fahne gehisst: In diesem Fall nicht für die Karl-May-, sondern für die Lauterbach-Scheer-Festspiele. Und Lauterbach, der für den Wahlkreis Köln-Mülheim und Leverkusen im Bundestag sitzt, sagt, sein Unterbezirk Leverkusen sei wohl auch auf dem Sprung, die Bewerbung zu unterstützen.

"Ein relativ linkes Team"

Lauterbach und Scheer geht es um „Erneuerung der SPD“, um „Redemokratisierung der Partei“, überhaupt darum, die SPD wieder sichtbarer zu machen. Immer wieder habe er im Wahlkampf die Frage bekommen. „Wofür steht die SPD noch?“ Sein Befund: „Wenn wir immer weiter regieren, aber es wird nicht besser, da kommt die Frage auf: Was erreicht Ihr eigentlich?“ Deswegen würden Scheer und er, beide Vertreter der „Parlamentarischen Linken“ in der Bundestagsfraktion, jetzt „unseren Hut in den Ring werfen“. Scheer und Lauterbach sagen über sich: „Wir sind beide ein relativ linkes Team.“ Ein zentrales Ziel: „Wir sind der Meinung: Die SPD sollte die große Koalition verlassen!“ Und zwar auf demselben Weg, auf dem die Partei auch in die GroKo eingetreten sei: über eine Befragung ihrer rund 426 000 Mitglieder.

Scheer und Lauterbach versprechen mehr Klima- und Umweltschutz, Steuergerechtigkeit oder Kampf gegen Kinder- und Altersarmut und kritisieren zugleich den „Kuschelkurs bei der Teilen der Führung der Grünen“ im Verhältnis zur Union. Einen baldigen Eintritt in eine nächste Bundesregierung streben die beiden Parteilinken nicht an: „Das ist nicht unser Ansatz: Mit wem soll die SPD in Kürze schon wieder regieren?“ Sie wollen ran an die SPD-Spitze und dann raus aus der GroKo. Dem Willy-Brandt-Haus will Lauterbach keine explizite Schuld am Niedergang geben. Lauterbach: „Das zentrale Problem war nicht der Verkauf des Produktes, sondern das Produkt selbst. Wir brauchen ein neues Produkt, dann können wir auch über einen besseren Verkauf sprechen.“

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