Kommentar Jetzt zählen Taten

BRÜSSEL · Das Team Europa steht. Jean-Claude Juncker hat sich seine Leute nicht ausgesucht, aber das Beste daraus gemacht - auch wenn er den Europaabgeordneten ein paar schwächere Mannschaftsmitglieder unterjubeln musste.

Die Parlamentarier, die den Staats- und Regierungschefs mit dem Ruf "Wir sind das Volk" den neuen Kommissionspräsidenten abgerungen haben, standen letztlich in der Pflicht, auch seine Riege zu billigen. Das haben sie getan. Die europäische Führungskrise ist nach vielen Monaten beendet. Ab jetzt zählen Taten. Und Erfolge.

Die traut man dem Luxemburger, der besser als andere weiß, wie die EU funktioniert, durchaus zu. Aber Juncker kann nicht schalten und walten, wie er will. Fortan ist der neue mächtige Mann in Brüssel auch ein Moderator der 28 Mitgliedstaaten und ihrer Führungen. "Brüssel" und "die EU" - das sind Synonyme für Institutionen, die letztlich nur bewirken können, was die Länder auch mittragen. Das gilt für die wirtschaftlichen Impulse ebenso wie für Fortschritte in der ungelösten Flüchtlingsfrage oder den Schutz vor Ebola. Aber die neue Kommission muss in diesen Fragen mehr erreichen.

Das, was gern emotional als "europäischer Geist" beschworen wird, ist mehr und mehr verdunstet. Die kriselnden Mitgliedstaaten haben ebenso wie die, denen es verhältnismäßig gut geht, die aber dennoch um ihre Auszehrung durch die Wünsche anderer fürchten, mehr und mehr auf die nationale Karte gesetzt. Protektionismus in Wirtschaft und Gesellschaft sind wieder im Kommen. Hier wird die neue Kommission ansetzen müssen.

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