Kommentar über Lernmethoden und falsche Debatten Irrwege

Meinung | Düsseldorf · Die Lernmethode "Schreiben nach Hören" steht in NRW. Verbote einzelner Lernkonzepte wären reiner Aktionismus, kommentiert GA-Redakteur Florian Ludwig.

Das Urteil über die Schüler in Deutschland scheint festzustehen: Die Rechtschreibung wird immer schlechter. Und die Auseinandersetzung über die Ursachen für den Leistungsabfall trägt seit einiger Zeit klare Züge eines Glaubenskrieges. Im Fokus steht vor allem die Lernmethode „Schreiben nach Hören“ – auch „Lesen durch Schreiben“ genannt –, bei der die Kinder durch freie Schreibarbeit das Lesen lernen. Auch die neue NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will diese Methode am liebsten abschaffen.

Es gibt keine belastbaren Studien, die dem einen oder dem anderen Lernsystem grundsätzlich Erfolg oder Misserfolg bescheinigen. Und es gibt in NRW auch keine Verordnung, die einen bestimmten Weg vorschreibt. Schon heute entscheidet jede Schule anhand verschiedener Kriterien über die beste Lernmethode. Das ist vernünftig und kann so bleiben. Verbote einzelner Lernkonzepte wären reiner Aktionismus.

Natürlich muss diese Gesellschaft die Frage umtreiben, warum Lesen und Schreiben als Kulturtechniken zunehmend unter die Räder kommen. Das erfordert allerdings eine breitere Analyse als nur den Blick in die Grundschule. Nur ein Beispiel: Der Einzug des Smartphones ins Kinderzimmer bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Wo früher zu Hause mal gelesen wurde, wird heute immer mehr gedaddelt. Unter dem Deckmantel „Digitalisierung“ erobern diese Geräte gerade auch die Schulen.

Solange es als fortschrittsfeindlich gilt, das zu kritisieren, bleibt die Debatte beim Streit über Lernmethoden stecken – und keinem ist geholfen.

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