Das Porträt: Ex-US-Vizepräsident Al Gore In Cowboystiefeln den Planeten retten

Berlin · Der frühere amerikanische Vizepräsident Al Gore stellt in Berlin seinen neuen Film zum Klimaschutz vor. Darin geht es auch um den aktuellen Präsidenten Donald Trump.

 Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltschützer Al Gore kommt zur Vorführung des Films „Immer noch eine unbequeme Wahrheit. Unsere Zeit läuft“ am 08.08.2017 in den Zoopalast in Berlin.

Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltschützer Al Gore kommt zur Vorführung des Films „Immer noch eine unbequeme Wahrheit. Unsere Zeit läuft“ am 08.08.2017 in den Zoopalast in Berlin.

Foto: dpa

Al Gore ist während seines jahrzehntelangen Kampfes gegen die Erderwärmung grau geworden. Der frühere US-Vizepräsident trägt einen blauen Maßanzug, rote Krawatte und beschwert sich über die Leute von der Filmproduktionsfirma. Die seien Sklaventreiber und würden ihn von einem Termin zum nächsten jagen, sagt der 69-Jährige. Glücklicherweise trägt er dabei bequemes Schuhwerk: seine mehr als 30 Jahre alten Cowboystiefel, die mittlerweile so etwas wie das Markenzeichen des weltweit wohl bekanntesten Klimaschützers geworden sind.

Gore, der von 1993 bis 2001 im Weißen Haus als Stellvertreter von US-Präsident Bill Clinton arbeitete, stellte am Dienstagabend in Berlin seinen neuen Film vor. Es ist die Fortsetzung der vor gut zehn Jahren erschienenen Dokumentation „Eine unbequeme Wahrheit“, die 2007 einen Oscar erhielt. Einst hatte Gore die Weltöffentlichkeit mit dem Film wachgerüttelt, den Menschen so die Gefahr durch den Klimawandel und den damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels drastisch vor Augen geführt. Gore erhielt für sein Engagement noch im selben Jahr den Friedensnobelpreis. Seitdem kämpfte er weiter gegen teils massive Widerstände und persönliche Anfeindungen, bis schließlich Ende 2015 mit dem Pariser Klimaabkommen ein Durchbruch für weniger CO2-Emissionen gelang.

Gore hat im Kampf gegen den Klimawandel seine Berufung gefunden

Diesen Weg fasst nun der Film „Immer noch eine unbequeme Wahrheit“ zusammen, der ab 7. September in die deutschen Kinos kommt. Darin zu sehen: vor allem Al Gore. Gore, wie er schmelzende Gletscher in Grönland besichtigt, durch überflutete Straßen in Miami watet, wie er der Opfer eines verheerenden Taifuns im philippinischen Tacloban gedenkt. Gore, wie er Kurse für Tausende Mitstreiter gibt. Und vor allem: Gore bei den Verhandlungen zum Pariser Klimaabkommen, bei denen die Kameraleute erstaunlich nah an die Protagonisten herankamen. Der Film porträtiert Gore als Schlüsselfigur beim Durchbruch der zähen Verhandlungen, in denen sich vor allem Indien querstellte. Zweifelsohne hatte Gore großen Anteil daran, allein an ihm kann das Gelingen des Abkommens aber wohl nicht festgemacht werden.

Und so entsteht zwar der Eindruck einer großen Gore-Show, die auch gelegentlich nervt, unterm Strich aber angesichts des enormen Engagements des Amerikaners zu verzeihen ist. Gore hat im Kampf gegen den Klimawandel seine Berufung gefunden, nachdem er der tragische Verlierer der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 war. Das oberste US-Gericht, der Supreme Court, entschied damals nach einer heftig umstrittenen Stimmauszählung zugunsten des Republikaners George W. Bush. Der aus Tennessee stammende Gore zog sich danach aus der Politik in Washington zurück und stürzte sich auf die Arbeit zum Umweltschutz, die er schon seit den 1980er Jahren betreibt. Doch erst nach dem ersten Film vor zehn Jahren erfuhr er dafür regelrechte Anfeindungen, wurde als Lügner tituliert, der Propaganda betreibe.

Spannung kommt im Film vor allem deswegen auf, weil mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump die Arbeit von Gore und so vieler anderer Klimaschützer um Jahre zurückgeworfen geworfen werden könnte. Trump ist der dunkle Schatten, auch im Film, sein Ausstieg aus dem Pariser Abkommen bittere Realität. Gore sagte dazu in Berlin, er sei Rückschläge gewohnt. Nun gelte es, um Trump herumzuarbeiten. Er hoffe jedenfalls, dass er in zehn Jahren keinen weiteren Film mehr über das Problem machen müsse.

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