Papst reist nach Kuba Historische Begegnung in der Karibik

Rom · Erstmals wollen sich der Papst und der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche treffen.

 Wollen das jahrhundertealte Kirchenschisma überwinden: Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill.

Wollen das jahrhundertealte Kirchenschisma überwinden: Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill.

Foto: dpa

Es mag ein kleiner Schritt für die Menschheit sein, aber es ist zweifellos ein großer Schritt für das Christentum. Papst Franziskus wird sich am kommenden Freitag, dem 12. Februar, mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I. treffen, und zwar auf Kuba. Das teilte der Vatikan gestern mit.

Damit kommt es zu einer historischen Zusammenkunft zwischen zwei der bedeutendsten Religionsführer des Christentums, das bis vor Kurzem noch undenkbar war. „Es ist das erste Mal, dass sich der Papst und der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche treffen“, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. „Im Hinblick auf die Ökumene und den Dialog zwischen den christlichen Kirchen ist das von außerordentlicher Bedeutung.“

Franziskus vertritt etwa 1,2 Milliarden Katholiken, der Moskauer Patriarch Kyrill etwa 150 Millionen orthodoxe Christen in Russland und damit rund zwei Drittel aller orthodoxen Christen. Dass die Begegnung auf Kuba stattfindet, hat unter anderem den Grund, dass beide Religionsführer sich zum selben Zeitpunkt in derselben Weltgegend befinden. Kyrill wurde für Mitte Februar von Kubas Staatschef Rául Castro eingeladen, Franziskus besucht vom 12. bis 18. Februar Mexiko und legt nun auf dem Hinweg einen gut dreistündigen Zwischenstopp in Havanna ein.

Dabei werden sich Franziskus und Kyrill auf dem Flughafen von Havanna treffen und nach einem Gespräch eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen. Das Treffen sei nicht improvisiert, sondern „seit Langem vorbereitet“ worden, hieß es in Rom. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Moskauer Patriarchat waren seit Langem angespannt, schon mehrfach gab es Spekulationen um eine Begegnung auf neutralem Boden. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1965 war an eine Begegnung wegen der gegenseitigen Exkommunikation seit dem Schisma zwischen Ost- und Westkirche im 11. Jahrhundert nicht zu denken. Erst Papst Paul VI. und der ökumenische Patriarch Athenagoras I. hoben diese 1965 wieder auf.

Im Folgenden strebte Johannes Paul II. eine Begegnung auch mit dem russisch-othodoxen Patriarchen an, die Moskau unter anderem im Hinblick auf die polnische Abstammung des Papstes aber ablehnte. Dass der Vatikan in Russland eigene Diözesen einrichtete und aktiv Seelsorge für Angehörige der römisch-katholischen Kirche betrieb, stieß in Moskau auf Ablehnung.

Auch unter Benedikt XVI. gelang es nicht, eine Zusammenkunft möglich zu machen. Das größte Hindernis bildete bis zuletzt die Einheit der anderen orthodoxen Kirchen mit Rom, die das Moskauer Patriarchat ablehnt. Mit dem ökumenisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomeos I., war Franziskus mehrfach zusammengekommen.

Dass die Begegnung zwischen Kyrill und Franziskus nun auf Kuba stattfindet, hat auch mit der Vermittlerrolle des kubanischen Präsidenten Raúl Castro zu tun. Auf der Rückreise von einem Besuch in Moskau bei Wladimir Putin und Kyrill im Mai 2015 machte Castro im Vatikan Halt. Wie es heißt, sei es bei dieser Gelegenheit auch um eine Zusammenkunft von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen gegangen.

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