Kommentar zu den Brexit-Verhandlungen Harte Verhandlungen

Meinung | Brüssel · Die Brexit-Gespräche werden hart, und auf europäischer Seite sollte niemand glauben, dass man alles bekommt, was man haben will.

Die Freude über den Turbogipfel der 27 EU-Staaten ist verständlich. So viel Einigkeit zwischen den Staats- und Regierungschefs, die sich eben noch über ihren Kurs in der Flüchtlingsfrage, die Russland-Sanktionen oder den Umgang mit der Türkei stritten, darf man schon als Überraschung feiern. Doch genau genommen hat die Union kaum mehr geschafft, als für die bevorstehenden Verhandlungen ihre Forderungen zu verabschieden. Diese sind deutlich und unmissverständlich – vor allem mit Blick auf absehbare britische Versuche, einen Keil zwischen die Regierungen zu treiben. Diese Versuche aber wird es geben, spätestens, wenn es um die Gestaltung der künftigen Beziehungen und die Beteiligung des Vereinigten Königreiches am Binnenmarkt geht. Das Risiko ist hoch, dass dann aus einer Gemeinschaft mit 27 Mitgliedern 27 Einzelkämpfer werden, die um ihre ökonomischen Vorteile kämpfen. Der heutigen Einigkeit stehen noch diverse Belastungsproben bevor.

Damit nicht genug. In Brüssel glaubt man, London werde irgendwie klein beigeben. Doch die Brexit-Gespräche werden hart, und auf europäischer Seite sollte niemand glauben, dass man alles bekommt, was man haben will. Es wird gute und üble Gegengeschäfte geben. Dass sich London seine Großzügigkeit für bereits auf der Insel lebende EU-Ausländer durch Kompromisse der Gemeinschaft an anderer Stelle erkaufen könnte, ist kein Gedankenspiel, sondern politische Realität. Bisher war nur vom weichen oder harten Brexit die Rede. Es könnte auch ein schmutziger werden.

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