Kommentar zur Air-Berlin-Pleite und ihren Folgen Gutes Management

Meinung | Bonn · Eine große Ferienflieger-Pleite mitten im Sommer und mitten im Wahlkampf? Es gibt wohl keinen Politiker, der sich so etwas wünscht.

 Eine Maschine der Luftfahrgesellschaft "Air Berlin" hebt am 16.08.2017 in Berlin bei Regen vom Flughafen Tegel ab. Das Unternehmen hatte am 15.08.2017 einen Insolvenzantrag gestellt.

Eine Maschine der Luftfahrgesellschaft "Air Berlin" hebt am 16.08.2017 in Berlin bei Regen vom Flughafen Tegel ab. Das Unternehmen hatte am 15.08.2017 einen Insolvenzantrag gestellt.

Foto: dpa

Eine große Ferienflieger-Pleite mitten im Sommer und mitten im Wahlkampf? Es gibt wohl keinen Politiker, der sich so etwas wünscht. Ein paar Tausend Menschen, die schlecht gelaunt auf Mallorca, in Griechenland oder Italien festsitzen und kurzfristig nicht nach Hause kommen, machen leicht auch schlechte Stimmung im sommerlich ruhigen Berlin.

Es ist also kein Wunder, dass die große Koalition rasch und unbürokratisch mit einem Kredit hilft. 150 Millionen Euro als Wahlkampfgeschenk für die urlaubenden Bundesbürger: Es hat schon schlechtere Investitionen in marode Firmen gegeben. Fragwürdig ist auch diese Entscheidung, denn ob das Geld jemals zurückgezahlt wird, ist bei den Milliardenschulden der Airline eher nicht anzunehmen.

Das Krisenmanagement der Bundesregierung zwischen Freitagabend und Dienstagmittag hat jedenfalls geräuschlos und umsichtig funktioniert. Nach jahrelangem Siechtum der Fluggesellschaft so rasch zu einer Übergangslösung und mit der Lufthansa zu einem Kaufinteressenten zu kommen, ist eine reife Leistung. Wäre Air Berlin so gut gemanagt worden, die Fluggesellschaft hätte wohl keine Sorgen. Der Wahlkampf und der drohende Ärger mit den Kunden der Airline bewirkten ein kleines Wunder.

Problem gelöst? Leider nein. Denn die Konkurrenz beschwert sich mit Recht. Es kocht die bekannte Debatte hoch, wie viel Staatshilfe denn für ein strauchelndes Unternehmen zulässig ist und wo die Verschwendung von Steuergeldern beginnt. Ganz klar ist diese Trennlinie auch in diesem Fall nicht, denn bei der Neuverteilung der Anteile am Flugticketverkauf in Deutschland und Europa herrscht heftige Konkurrenz.

Die Wettbewerbshüter in Bonn und Brüssel reden glücklicherweise ein gewichtiges Wort mit. Die Zeit der Monopole in der Luft ist für die Kunden Geschichte. Das sorgt für günstige Preise. Wenn jetzt ein großer Anbieter verschwindet, darf das nicht zu neuen Verkrustungen im Markt führen.

Mehr sollte staatliche Lenkung in diesem Feld dann auch nicht tun. Die Bundesregierung wäre jetzt gut beraten, sich aus allen weiteren Fragen möglichst herauszuhalten, auch wenn es vielleicht naheliegt, den deutschen Interessenten Lufthansa zu unterstützen.

Viele Fluggesellschaften in Europa verdienen Geld. Gerade hat die Lufthansa ein gutes Ergebnis abgeliefert. Air Berlin ist nicht an strukturellen Problemen des Marktes gescheitert, sondern ganz allein an sich selbst und ein paar Widrigkeiten, die ein gesundes Unternehmen bewältigt hätte. Es gibt also keinen Grund, die Bruchlandung noch mit Steuergeldern abzufedern. Im Wahlkampf entwickeln solche Gedanken bisweilen Eigendynamik. Die Flugbranche wächst. Das verschafft den Mitarbeitern hoffentlich bald einen neuen Arbeitsplatz.

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