Fragen und Antworten Gutachterbericht: Immobilienmarkt teilt sich weiter auf

Berlin · Für eine Eigentumswohnung in München sind mitunter zwei Häuschen auf dem flachen Land zu haben. Der Immobilienmarkt in Deutschland driftet weiter auseinander. Sorgen vor einer Preisblase müssen sich Immobilienbesitzer nach Ansicht von Gutachtern wohl nicht machen.

 Der Immobilienmarkt in Deutschland driftet weiter auseinander. (Symbolbild)

Der Immobilienmarkt in Deutschland driftet weiter auseinander. (Symbolbild)

Foto: dpa

Daten des Immobilienmarkts gibt es viele, von Immobilienfirmen, Maklern, Banken und Bausparkassen. Hinter den Studien steht meist ein Interesse des Auftraggebers. Die Zahlensammlung des Arbeitskreises der Gutachterausschüsse gilt dagegen als neutral. Der Immobilienmarktbericht 2013, am Dienstag vorgelegt, zeigt, dass sich Trends verstärkt haben.

Wo steigen die Preise für Wohnimmobilien, wo sinken sie?

Es sind vor allem Wanderungsbewegungen in Deutschland, die die Immobilienpreise beeinflussen. Immer mehr Menschen ziehen in die Metropolen und Universitätsstädte. Mancherorts kann der Wohnungsbau mit der Nachfrage kaum Schritt halten, stellen die Gutachter fest. Beispiele sind München und Umland, Frankfurt, Düsseldorf und Regensburg. Umgekehrt sinkt die Einwohnerzahl vieler Landgemeinden. Weil es dort keine Arbeit gibt, verlieren sie rapide an Attraktivität. Die Folge ist laut Studie ein teils deutlicher Preisverfall bei bestehenden Wohnimmobilien.

Was geschieht mit den Mieten?

Die Entwicklung der Immobilienpreise spiegelt sich in den Mietpreisen wider. Der Gutachterstudie zufolge sanken die durchschnittlichen Wohnungsmieten bei Neuvermietung bis 2005. Nach einem Wendepunkt kletterten sie von 2008 bis 2011 moderat und dann deutlich. In einigen dynamischen Metropolen lagen schon 2012 mehr als die Hälfte der Nettokaltmieten (bei Mieterwechsel) über 10 Euro pro Quadratmeter, errechneten die Experten.

Wie läuft es momentan mit dem Wohnungsbau?

Nach dürren Jahren nimmt die Erholung immer stärker Formen an. Von Januar bis März wurde der Bau von 63.900 Wohnungen in Deutschland genehmigt. Das waren 15,3 Prozent oder rund 8500 Wohnungen mehr als ein Jahr zuvor. Besonders Genehmigungen für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zogen mit einem Plus von 22,5 Prozent kräftig an. Im Jahr 2012 wurden 200.500 Wohnungen fertiggestellt, die Zahl für 2013 liegt noch nicht vor. Genehmigt wurden im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt 270.400 Wohnungen. Mitte der 90er Jahre wurden jährlich noch mehr als 600.000 Wohnungen errichtet, dann sank die Zahl immer weiter bis unter 200.000.

Wie sind die Aussichten für Verkäufer und Käufer?

Die Gutachter halten eine Preisblase in Deutschland in absehbarer Zeit nicht für wahrscheinlich. "Wir vermuten, dass die Tendenz noch etwas ansteigt", sagte der Redaktionsleiter der Studie, Peter Ache, mit Blick auf den weiter gestiegenen Gesamtumsatz der Immobilienwirtschaft. "Wir glauben aber nicht, dass die Entwicklung endlos ist. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird sich das einpendeln."

Was sind die Gutachterausschüsse?

Bundesweit gibt es 1380 örtliche Gutachterausschüsse. Sie wurden in den 1960er Jahren eingerichtet, um nach der Abschaffung eines gesetzlichen Preisstopps die Preisentwicklung von Immobilien beobachten zu können. Die Experten arbeiten ehrenamtlich. Ein Arbeitskreis fasst die bundesweiten Ergebnisse seit 2010 alle zwei Jahre zusammen.

Wie wurden die Daten für den Marktbericht gesammelt?

Noch machen nicht alle regionalen Gutachterausschüsse mit. Die jüngste Datenerhebung für 2012 erfasst immerhin 78 Prozent der Fläche Deutschlands. Grundlagen bildeten rund eine Million Kaufverträge. Die Notare, die sie beurkunden, sind per Gesetz verpflichtet, sie an den zuständigen Gutachterausschuss zu schicken. Die bundesweiten Angaben des Arbeitskreises sind Hochrechnungen.

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