Kommentar zu den Planungen für eine EU-Armee Gut gerüstet
Meinung | Brüssel · Der Streit um eine EU-Armee ist unnötig. Denn wer Europa kennt, weiß, dass es bis zur Verwirklichung einer solchen Idee noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen wird.
Es geht um weit mehr als die gemeinsame Bestellung von neuester Wehrtechnik. Die eigentlichen Stolpersteine liegen an anderer Stelle – beispielsweise bei der Frage, wer für diese Truppe das Sagen hat und wer am Ende die Rechnung für die Missionen bezahlt. In der Vergangenheit waren es stets solche Punkte, an denen nicht selten einmütig beschlossene Missionen ins Straucheln kamen. Am Ende fehlte es an Kleinigkeiten wie Lastwagen oder wie beim Mali-Einsatz an Flugzeugen, die die Soldaten transportieren könnten. Deshalb ist der Ansatz richtig, sich zunächst einmal über die alltäglichen Anforderungen zu verständigen – im Sanitätsbereich sollte eine Zusammenarbeit möglich sein, bei der Logistik ebenfalls. Schon die Errichtung eines gemeinsamen Hauptquartiers dürfte zu Begehrlichkeiten führen. Ob diese ersten Schritte bis zum Jahresende erreichbar sind, erscheint fraglich. Dabei kann sich die Union neuen Streit nicht leisten – vor allem nicht bei einem Thema, dass man als Signal für die künftige Zusammenarbeit auserkoren hat.
Dass Europa auch zu einer militärischen Macht aufsteigen soll, die am Ende in Konfliktregionen selbst aktiv werden würde, dürfte für noch heftigeren Streit sorgen. Denn auch wenn in Brüssel deutlich gesagt wird, dass es sich um eine Verteidigungsunion handelt, wird der Ausbau der militärischen Kapazitäten bittere Vorahnungen hervorrufen.