Portrait Gabriels Vater, der Nazi

BERLIN · Böse Zungen werden behaupten, dass die SPD nicht nur mit ihrem Kandidaten Peer Steinbrück in die Schlagzeilen kommen möchte. Doch die Bekenntnisse, die SPD-Chef Sigmar Gabriel der Wochenzeitschrift "Zeit" über seine Jugendzeit anvertraute, sind zu deprimierend, als dass man dem 53-Jährigen PR-Motive in eigener Sache unterstellen mag.

 Bekenntnisse: Sigmar Gabriel spricht über seinen Nazi-Vater.

Bekenntnisse: Sigmar Gabriel spricht über seinen Nazi-Vater.

Foto: dpa

Kernproblem ist: Gabriels Vater Walter war bekennender Nationalsozialist - und dies über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus. Bis zu seinem Tod im Juni 2012 hielt er den Rechtsextremisten die Stange.

Sohn Sigmar (Jahrgang 1959) litt besonders unter seinem Vater. Die Ehe seiner Eltern wurde geschieden, als das Kind drei Jahre alt war. Dem Nazi-Fan wurde bei der Scheidung das Sorgerecht für seinen Sohn zuerkannt. Für den begann eine siebenjährige Leidenszeit.

Erst nach massivem Protest seiner Mutter rollte das Gericht das Sorgeverfahren neu auf und sprach Gabriel seiner leiblichen Mutter zu. Sein Vater verschleppte ihn daraufhin in eine Kleinstadt nahe Hamburg. Unter Zwang sollte er von dort aus seiner Mutter weismachen, dass er lieber beim Vater Walter bleiben wolle.

Die Erziehungsmethoden sind heute undenkbar: Sein Vater zog ihm jedes Mal zehn Pfennig vom Taschengeld ab, wenn er dessen neue Frau nicht "Mutti" nannte. Als er einmal mit einer schlechten Note nach Hause kam, sammelte sein Vater alle Spielzeuge ein und vermachte sie einem Kindergarten. Gabriel sagt über seine Mutter, sie habe ihm das Leben gerettet. Er begann zwar zu klauen und Autoreifen zu zerstechen. Aber diese Phase legte sich schnell.

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