Bonner Forscher Fünf Maßnahmen gegen den weltweiten Hunger

BONN · Das Jahr 2050 ist gefühlt noch eine halbe Ewigkeit weg. Doch die drohenden Probleme werfen ihre Schatten voraus. Knapp zehn Milliarden Menschen werden nach aktuellen Schätzungen dann auf dem Globus leben - und Hunger haben. Doch schon heute geht mehr als eine Milliarde Menschen hungrig ins Bett.

Bonner Forscher haben nun gemeinsam mit amerikanischen Kollegen eine Studie herausgebracht, die im Detail regional angepasste Maßnahmen vorstellt, mit denen die Ernährung von zusätzlich drei Milliarden Menschen sichergestellt werden kann - zumindest nach Meinung der Autoren. "Es geht dabei um Strategien, die besonders erfolgversprechend sind, um in bestimmten Regionen die Nahrungsmittelversorgung zu sichern und dabei auch die Umwelt zu berücksichtigen", sagt Stefan Siebert von der Universität Bonn. Er hat an der Gesamtkonzeption der Studie mitgearbeitet und sich insbesondere mit dem Thema Wasser beschäftigt. Die Forscher haben ihre Ergebnisse in fünf Maßnahmen formuliert, "die in Kombination reichen würden, die Weltbevölkerung im Jahr 2050 zu ernähren", sagt Siebert:

  • In Afrika, Osteuropa und Teilen Asiens wird auf vielen Flächen das Potenzial nicht ausgeschöpft - sprich: es wird zu wenig geerntet. "In diesen Gegenden ist es meist sehr trocken, die Menschen haben keinen Zugriff auf moderne Technologien oder Düngemittel", sagt Siebert. Dabei gebe es dort sehr großes Potenzial. Landwirte könnten bei verbessertem Anbau bis zu zehnmal so viel ernten.
  • Die Umwandlung der Regenwälder in Ackerland müsse gestoppt werden, fordern die Forscher. Die Folgen seien Verlust von Artenvielfalt und beschleunigter Klimawandel. Zudem seien die Erträge auf diesen Flächen gering.
  • Ressourcen müssten effizienter eingesetzt werden. Während in Westeuropa, China und den USA zu viel gedüngt wird, sind diese Nährstoffe in Afrika gar nicht verfügbar oder zu teuer. "Dort könnten die Erträge drastisch erhöht werden", sagt Siebert. Gleichzeitig müsse in vielen Gebieten durch modernere Techniken weniger Wasser in der Landwirtschaft verbraucht werden.
  • Zu viele pflanzliche Lebensmittel werden weltweit für Tierfutter verwendet. "Wenn diese Anbauflächen für die menschliche Ernährung zur Verfügung stünden, könnte man davon vier Milliarden Menschen mehr versorgen", sagt Siebert. Er plädiert für Weidehaltung von Tieren, da das gefressene Gras für den Menschen ohnehin nicht in Betracht kommt.
  • 40 Prozent dessen, was auf Ackerland erzeugt wird, wird zu Abfall: Es verdirbt auf dem Transportweg, während der Lagerung oder der Verbraucher wirft es weg. "Das muss vermieden werden", sagt Siebert.
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