Höchstspannungs-Freileitungen Fragen & Antworten

BONN · Der Transport von Strom unter Höchstspannung erzeugt elektromagnetische Felder. Elektrosmog ist auf Dauer zweifellos nicht gesund.

 Neuer Mast (links) neben herkömmlichem Mast an der A61 nahe der Landesgrenze in Höhe Grafschaft-Bengen.

Neuer Mast (links) neben herkömmlichem Mast an der A61 nahe der Landesgrenze in Höhe Grafschaft-Bengen.

Foto: Martin Gausmann

Deshalb tauchen beim Bau von Freileitungen immer wieder folgende Fragen auf:

Erzeugt ein Aufstocken der Leitungen von 220 kV auf 380 kV nicht automatisch auch stärkere elektromagnetische Felder?

Im Prinzip ja. Allerdings liegen die Werte dann immer noch weit unter den vom Gesetzgeber formulierten Grenzwerten. Klaus Trost, Experte für Elektro-Smog im Bonner Wissenschaftsladen, beschreibt das so: "Zwar entstehen stärkere elektromagnetische Felder, doch die neuen Masten sind wesentlich höher und sorgen damit für eine größere Distanz zum Boden. Außerdem bringt die darunter liegende Leitung mit 110 Kilovolt zusätzlich zu den höheren Masten eine gewisse Abschirmung." Bisher lag die Masthöhe im Bonner Raum zwischen 35 und 40 Metern, künftig bei durchschnittlich 56 Metern. Mit jedem Meter Entfernung vom Erzeuger des elektromagnetischen Feldes sinkt der Wert rapide.

In Deutschland liegt der vom Gesetzgeber verordnete Grenzwert für elektromagnetische Felder bei Höchstspannungsleitungen bei 100 Mikrotesla. Warum sind in den Niederlanden nur 0,5 Mikrotesla erlaubt?

Die Zahlen sind korrekt. Allerdings werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. In Deutschland muss unmittelbar unter dem Mast in einem Meter Höhe über dem Boden und bei Höchstauslastung des Netzes gemessen werden, in den Niederlanden hingegen in 80 Metern Entfernung und bei nur 30-prozentiger Netzleistung. Die gemessenen Werte sind also überhaupt nicht vergleichbar.

Warum kann man die Überlandleitungen nicht einfach ins Erdreich verlagern?

Weil es gar nicht so einfach ist. Zunächst ist dies ein logistisches Problem. Die Schneise müsste rund 25 Meter breit sein, um zwölf Kabel mit dem nötigen Abstand in zwei Metern Tiefe aufzunehmen. Zudem müsste die Schneise annähernd schnurgerade sein: Die Höchstspannungs-Erdbabel haben durch die erforderliche Isolierung den Durchmesser von Frühstückstellern und sind deshalb nicht sonderlich biegsam. Die Schnittstelle zwischen Erdkabel und Mast benötigt die Fläche eines halben Fußballfeldes. Außerdem gibt es bislang keine Erfahrungswerte, ob der Transport von Strom unter Höchstspannung über sehr große Distanzen unter der Erde funktioniert. Amprion will eine Teststrecke am Niederrhein bauen - doch die Umsetzung scheitert bislang am Widerstand der Bauern, die eine Erwärmung ihrer Felder befürchten.

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