Studien zu Kunststoff Forscher erwarten noch mehr Plastikmüll in Deutschland

Bonn · Aktuelle Studien prognostizieren einen Anstieg bei der Kunststoffherstellung bis 2030. Der Bund plant derweil mehr Recycling.

 Beim Recyceln von Hausmüll kann man einiges falsch machen.

Beim Recyceln von Hausmüll kann man einiges falsch machen.

Foto: dpa

Die Zahlen sind alarmierend. Obwohl Umweltforscher vor der Gefahr durch Plastikteppiche auf den Weltmeeren warnen, wird trotzdem weltweit immer mehr Plastik produziert. Im Jahr 2015 waren es nach Angaben des Kunststoffherstellerverband „Plastics Europe“ 322 Millionen Tonnen und damit fast siebenmal so viel wie in der Mitte der 1970er Jahre. Schätzungen zufolge wird etwa ein Viertel der weltweiten Kunststoffproduktion für Verpackungen benötigt, und diese landen früher oder später in der Tonne.

Innerhalb der EU hat der Plastikverpackungsmüll laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln von 2005 bis 2015 um zwölf Prozent zugenommen – in Deutschland waren es sogar 29 Prozent.

Mit einem Aufkommen von 37 Kilogramm Plastikabfall je Einwohner liegt Deutschland mehr als sechs Kilogramm über dem Durchschnitt der Europäischen Union. Zu erklären ist dieses schlechte Abschneiden auch dadurch, dass der Mehrweganteil an Getränkeverpackungen trotz Pfand seit Jahren zurückgeht – lag er 2006 noch bei etwa 60 Prozent, waren es 2015 nur noch knapp 46 Prozent. Ein besseres Ergebnis erzielt Deutschland beim Thema Recycling: Hierzulande wird immerhin knapp die Hälfte des Plastikmülls aufbereitet. Im EU-Schnitt beträgt die Quote nur 40 Prozent.

Doch wie geht es weiter? Der Naturschutzbund Deutschland hat das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie damit beauftragt, zu analysieren, welche Mengen an zusätzlichen Kunststoffen bis 2030 in Deutschland zu erwarten sind. Geht man vom Trend der letzten Jahre und Jahrzehnte aus, werden immer mehr Materialien durch unterschiedliche Kunststoffe ersetzt. Dies, kombiniert mit einem moderaten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, führe zu einer weiteren Steigerung der Plastiknutzung um 28 Prozent.

Daran sind allerdings häufig nicht nur die Verbraucher schuld. Besonders die Industrie ist dafür verantwortlich. Der Großteil entfällt auf die sechs Bereiche Verpackungen, Bau, Elektrogeräte, Fahrzeugbau, Möbel und Landwirtschaft. Nach Angaben des Umweltbundesamtes fielen 2015 in Deutschland drei Millionen Tonnen Verpackungsabfälle aus Kunststoffen an, gut die Hälfte davon landete in der Müllverbrennung.

Durch das neue Verpackungsgesetz, das Anfang 2019 in Kraft tritt, soll die Recyclingquote von bisher 36 Prozent bis zum Jahr 2022 auf voraussichtlich 63 Prozent ansteigen. Das Umweltbundesamt will zu diesem Zweck die bestehenden Recyclingkapazitäten erweitern. Derzeit seien bundesweit sechs Sortieranlagen für Leichtverpackungen im Bau.

Die Folgen von Plastik für die Umwelt sind verheerend: Es kann Hunderte Jahre dauern, bis sich Kunststoffbeutel in der Natur zersetzen. Diesen Abfall nehmen Tiere auf, was sie schwächt oder tötet. In vielen Staaten gibt es deshalb keine kostenlosen Plastiktüten mehr. Immerhin: In Deutschland fiel im Jahr 2016 laut Handelsverband Deutschland der Konsum von 68 auf 45 Tüten pro Bundesbürger.

Anstatt Plastiktüten bieten viele Händler schon Alternativen aus Papier, Mais oder Zuckerrohr an. Das sind jedoch keine echten Alternativen, erklären die Experten des Bundeszentrums für Ernährung in Bonn. Zwar verrotten sie schneller als Plastik, doch in ihrem Lebenszyklus von Herstellung bis Entsorgung setzen auch die Alternativen viele klimaschädliche Gase frei. Daher lautet der Rat der Experten: besser den eigenen Beutel aus Stoff zum Einkaufen mitbringen.

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