Stress-Studie Fast jeder Fünfte ist im Beruf völlig überfordert

BERLIN · Hoher Druck am Arbeitsplatz: Fast jeder Fünfte fühlt sich überfordert - und 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland klagen über wachsenden Stress. Das geht aus dem "Stressreport Deutschland 2012" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hervor, der in Berlin vorgelegt wurde. Für die Studie wurden bundesweit fast 18.000 Arbeitnehmer zu psychischen Anforderungen, Belastungen und Stressfolgen ihres Arbeitsalltags befragt.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) rief Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, gemeinsam gegen Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. "Es besteht Handlungsbedarf in unseren Betrieben", sagte sie bei einer Tagung zu Psychostress im Job. "Ohne die Sozialpartner geht es aber nicht."

Nach der Studie sind Termin- und Leistungsdruck in Deutschland häufiger als im Durchschnitt der 27 EU-Länder: Jeder zweite Befragte (52 Prozent) gibt das an. Fast jeder Zweite (44 Prozent) wird bei der Arbeit durch Telefonate und E-Mails unterbrochen. Knapp 60 Prozent fühlen sich durch das gleichzeitige Erledigen verschiedener Aufgaben belastet. Für 35 Prozent ist die Arbeitswoche länger als 40 Stunden. 26 Prozent klagen darüber, dass sie keine Pausen machen können.

Von der Leyen sagte, die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache. "Wir haben 2011 59 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen registriert. Das ist ein Anstieg um mehr als 80 Prozent in den letzten 15 Jahren." Daraus ergäben sich Produktionsausfälle von sechs Milliarden Euro. "Es kostet richtig viel Geld." Psychische Erkrankungen seien bei der Frühverrentung mit 41 Prozent inzwischen "Ursache Nummer eins".

Die geplante Unterzeichnung einer gemeinsamen "Erklärung zur psychischen Gesundheit bei der Arbeit" von Arbeitsministerium, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Gewerkschaftsbund scheiterte vorerst. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach von einer "Arbeitgeber-Blockade" und forderte den Bund auf, den Worten Taten folgen zu lassen.

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