Deutsch-Französische Freundschaft "Es geht um einen Generationenwechsel"

BONN · Freundschaft! Freundschaft! Wer in diesen Tagen in die Bonner Universität oder ins Haus der Geschichte geht, kommt um sie nicht herum: die deutsch-französische Freundschaft.

 Festakt im ehemaligen Bundestag mit Frankreichs ehemaligen Premier Alain Juppé (links) und Bundespräsident Joachim Gauck.

Festakt im ehemaligen Bundestag mit Frankreichs ehemaligen Premier Alain Juppé (links) und Bundespräsident Joachim Gauck.

Foto: Horst Müller

Im Haus der Geschichte lief die Jahreskonferenz des deutsch-französischen Ausschusses im Rat der Gemeinden und Regionen Europas, in der Universität läuft der Jahreskongress der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften. Beide mit prominenter Besetzung und vor vollem Haus. Höhepunkt war der Festakt am Donnerstagabend im ehemaligen Plenarsaal, bei dem nicht nur Bundespräsident Joachim Gauck, sondern auch Frankreichs früherer Premier Alain Juppé mit Beifall überschüttet wurde.

Er war es auch, der daran erinnerte, dass die Feiern zum 50. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages in eine Zeit fallen, in der Europa "seine schwerste Krise seit Gründung der Union" durchlaufe. Juppés Forderung: Deshalb müsse man die Differenzen überwinden und das Verbindende stärken.

Leichter gesagt als getan, wenn man sich vor Augen führt, wie groß die Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland etwa in der Finanz- und Schuldenkrise sind. Es blieb Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund vorbehalten, darauf sehr konkret hinzuweisen. Landsberg machte auch deutlich, dass Sprachkenntnisse "bedenklich abnehmen" und dass deutsch-französische Freundschaft mit immer weniger Mitteln nicht zu stemmen sei.

Gestern Morgen in der Universität wies die nordrhein-westfälische Europaministerin Angelica Schwall-Düren Deutschland und Frankreich "eine besondere Aufgabe" bei der Überwindung der gegenwärtigen Krise zu. Frankreichs Botschafter in Deutschland, Maurice Gourdault-Montagne, würdigte wie Juppé den Besuch des Bundespräsidenten in Oradour in der vergangenen Woche.

Und (fast) alle Redner auf beiden Kongressen, unter ihnen natürlich auch Bonns OB Jürgen Nimptsch und Rhein-Sieg-Landrat Frithjof Kühn, betonten den großen Wert von Partnerschaften außerhalb der institutionellen Politik. Diese Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich seien die eigentliche Basis der Freundschaft, beständiger und verlässlicher auch als manche Tagespolitik.

Das Publikum applaudierte gerne und viel. Und alle hatten wohl auch angesichts der Altersstruktur den Wunsch des Bundespräsidenten im Sinn, der am Vorabend in aller Klarheit gefordert hatte: "Es geht um nichts weniger als um einen Generationenwechsel."

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