Johanna Wanka Ein Start in großen Schuhen

Berlin · Das Bild hängt schon. Wechsel gehen, wenn sie dann vollzogen werden, schnell. Kaum hatte Johanna Wanka am Donnerstag um 11:05 in Schloss Bellevue die Ernennungsurkunde von Bundespräsident Joachim Gauck überreicht bekommen, da berichtigten Mitarbeiter auch gleich die neue Rangfolge an der Spitze des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Seit November 2005 hing das Porträtfoto von Annette Schavan im Eingangsbereich des Bundesbildungsministeriums hinter Glas. Am Donnerstag haben es Handwerker ausgewechselt - gegen ein Foto von Wanka.

Mit feiner Ironie hatte Gauck in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel während der sieben Minuten zur Entlassung von Schavan und zur Ernennung ihrer Nachfolgerin bemerkt, Wanka habe "schon früh ihre Schwäche für Potenziale zur Lösung von Problemen" entdeckt.

Für Schavan, die nach Plagiatsvorwürfen bei ihrer vor mehr als 30 Jahren verfassten Doktorarbeit am Wochenende zurückgetreten war, hatte Gauck anerkennende Worte. "Viele bedauern, dass Bildung nicht mehr in ihren Händen liegt." Tatsächlich hat die in Sachsen geborene Wanka ab der fünften Klasse aufwärts regelmäßig Mathematik-Olympiaden gewonnen.

Nach dem Abitur studierte die heute 61-Jährige Mathematik an der Uni Leipzig. Ihre Dissertation zum Dr. rer. nat. an der Technischen Hochschule Merseburg trug den Titel: "Lösungen von Kontakt- und Steuerproblemen mit potentialtheoretischen Mitteln". Wanka engagierte sich 1989 in der DDR-Bürgerrechtsbewegung im Neuen Forum, war ab 1994 selbst Rektorin der (Fach-)Hochschule Merseburg und ab Oktober 2000 Bildungsministerin in der großen Koalition von SPD und CDU in Brandenburg. 2001 war die bis dato parteilose Politikerin in die CDU eingetreten.

2008 übernahm sie den Vorsitz der Landes-CDU. Nach dem Wechsel zu Rot-Rot, ging sie als erste ostdeutsche Landesministerin in ein westdeutsches Kabinett nach Niedersachsen. Auch dort ihr Ressort: Wissenschaft und Bildung. Wanka betonte gestern nach Übernahme des Bundesbildungsministeriums noch einmal die Verdienste ihrer Vorgängerin. Schavan habe ihr das Ministerium "wohl bestellt" übergeben und in den sieben Jahren als Bundesministerin eine "Leistung" geschafft, "die bleibt".

Unter anderem habe sie die Förderung der Hochschulen mehr als verdoppelt. Schavan hinterlasse "große Schuhe, in die ich versuche, jetzt zu treten". Für zunächst sieben Monate bis zur Bundestagswahl. Wanka betonte die Bedeutung der Talentförderung und der Chancengleichheit. In einem reichen Land wie Deutschland müsse jeder, unabhängig von seiner Herkunft, maximale Chancen zur Entwicklung seiner Talente haben.

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