Neuer Innenminister in Frankreich Ein Deutsch-Franzose im Pariser Kabinett

Paris · Frankreichs neuer Innenminister Matthias Fekl bekleidet in Zeiten der Terrorgefahr ein wichtiges Amt. Der in Berlin aufgewachsene 39-Jährige profitiert von den Skandalen seiner Vorgänger.

 Matthias Fekl ist neuer französischer Innenminister.

Matthias Fekl ist neuer französischer Innenminister.

Foto: AP

Geheimwaffe“ nennt man ihn, weil er immer dann einspringt, wenn ein Minister untragbar geworden ist: Matthias Fekl wurde am Mittwoch für die verbleibenden Wochen der aktuellen sozialistischen Regierung zum neuen französischen Innenminister ernannt.

Der Posten gilt gerade vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden Terrorgefahr als einer der wichtigsten im Kabinett. Doch der bisherige Innenressortchef Bruno Le Roux musste am Dienstagabend aufgrund des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner beiden Töchter zurücktreten: Mehrmals hatte er die jungen Frauen als parlamentarische Mitarbeiterinnen für kurze Zeiträume eingestellt, die sich teilweise mit Praktikums- und Schulzeiten überschnitten.

Diese unerwartete Wendung macht den 39-jährigen Fekl, der in Frankfurt am Main als Sohn eines Deutschen und einer Französin geboren wurde, endgültig zu einem der jungen Aufsteiger der Sozialisten. Sein Charakter ähnelt dem jener Männer, mit denen sich Präsident François Hollande gerne umgibt – gilt er doch als diskret, fleißig und loyal. Perfekt zweisprachig ist der Kuba-Fan Fekl wohl einer der besten Deutschland-Kenner in dessen Umfeld. Einer breiteren Öffentlichkeit war der leutselig auftretende Politiker bislang aber nicht bekannt.

Ins Kabinett berufen wurde er bereits im September 2014 als Staatssekretär für Außenhandel und Tourismus. Damals kam heraus, dass sein Vorgänger Thomas Thévenoud aufgrund einer „administrativen Phobie“, wie er erklärte, jahrelang weder Steuern noch Miete bezahlt hatte. Nach nur neun Tagen musste Thévenoud zurücktreten – und Fekl bekam seine Chance. In den Verhandlungen um ein europäisches Freihandelsabkommen mit den USA trat er für eine selbstbewusst-harte Haltung Frankreichs ein und drohte gar mit deren Abbruch.

Aufgewachsen ist der Lehrersohn in Berlin, wo er eine französische Schule besuchte; dabei zog es ihn, wie er im Gespräch gesteht, zunehmend nach Frankreich, ins Land seiner Mutter. Sein Abitur machte er im renommierten Pariser Gymnasium „Lycée Henri-IV“, das oft als Vorbereitung für das Studium an Elitehochschulen dient. So war es auch bei Fekl, der eine klassische Ausbildung französischer Spitzenpolitiker durchlief und unter anderem die Kaderschmiede ENA besuchte. 2001 trat er den Sozialisten bei und engagierte sich in der Bewegung „À gauche, en Europe“ („Links in Europa“) um den heutigen EU-Kommissar Pierre Moscovici und den Ex-Finanzminister Dominique Strauss-Kahn. Diese stehen für eine pro-europäische, sozialdemokratische Denkrichtung, während Fekl im aktuellen Wahlkampf als einer der wenigen Kabinettsmitglieder aktiv den sozialistischen Kandidat und Parteilinken Benoît Hamon unterstützt. Dort ist er zuständig für Reformvorschläge einer „Mission Agenda 2017“.

Nach Posten als Gemeinde- und Regionalrat in der Region Aquitaine gewann Fekl, der mit bei den Parlamentswahlen 2012 einen Sitz in der Nationalversammlung für das südwestfranzösische Département Lot-et-Garonne. Dort war er auch Mitglied der deutsch-französischen Freundschaftsgruppe und stieß bilaterale Projekte von Forschung und Entwicklung bis zur Energiepolitik an – wie sollte es anders sein für einen der wenigen Politiker Frankreichs, der in beiden Kulturen zu Hause ist. Und klar links verortet: Denn verheiratet ist Fekl mit der Nichte des früheren Büroleiters des sozialistischen Ex-Premierminister Lionel Jospin.

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