Kommentar zur Iglu-Studie Ein Armutszeugnis

Meinung | Bonn · Fast jedes fünfte Kind kann am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen. Oder ist zumindest nicht in der Lage, das Gelesene zu verstehen und einzuordnen.

 Schüler sitzen im Unterricht in einer Grundschule. (Symbolbild)

Schüler sitzen im Unterricht in einer Grundschule. (Symbolbild)

Foto: dpa

Eine schockierende Nachricht für das Land der Dichter und Denker, als das sich Deutschland immer noch gerne sieht. Zu Unrecht, wie die aktuelle Iglu-Lesestudie zeigt. Denn fast jedes fünfte Kind kann am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen. Oder ist zumindest nicht in der Lage, das Gelesene zu verstehen und einzuordnen. Ein Armutszeugnis für eine reiche Gesellschaft.

Denn immer noch hängen die Bildungschancen viel zu sehr von der Herkunft ab, also vom Elternhaus. Je mehr Bücher eine Familie im Haus hat, umso leichter fällt den Kindern das Lesen. Schlimmer noch: Die sozial bedingten Leistungsunterschiede haben sogar seit 2001 noch weiter zugenommen. Offenbar gelingt es den Grundschulen nicht, dieses Defizit auszugleichen und für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Soweit die Fakten, bei denen wir es nicht belassen können.

Was also ist zu tun? Statt sich mit Schuldzuweisungen aufzuhalten, geht es darum, nach vorne zu schauen und Lust am Lesen zu vermitteln. Eine Aufgabe vor allem für Eltern, denen die Bildung ihrer Kinder am Herzen liegt, für Lehrer, die neue Wege suchen und finden müssen, aber auch für das Umfeld, das sprichwörtliche Dorf, das es eben braucht, um ein Kind zu erziehen.

Das können Großmütter und -väter sein, die unter Beweis stellen, dass Vorlesen Spaß macht und durchaus auch Männersache ist. Aber auch Lesepaten, die sich in ihrer Freizeit in Kitas, Schulen oder Büchereien engagieren. Ein Angebot muss her, auch für Kinder, deren Eltern ihnen nicht die wunderbare Welt der Bücher eröffnen können.

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