Deutsche Bischofskonferenz Ein Alleingang ohne Folgen - Sekretariat bleibt in Bonn

BONN/BERLIN · "Seit Münster nichts Neues", lässt der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, kurz und bündig auf die Frage nach dem Stand der Umzugsdebatte des Sekretariats der 27 deutschen Bistümer von Bonn nach Berlin mitteilen.

Sekretär der Bischofskonferenz: Hans Langendörfer.

Sekretär der Bischofskonferenz: Hans Langendörfer.

Foto: dpa

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hatte völlig überraschend vorgeschlagen, das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, seit 2004 in einem millionenschweren Neubau an der Kaiserstraße untergebracht, personell zu verschlanken und nach Berlin zu verlegen. Das Wort "verschlanken" hatte unter den rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust geschürt.

Der in Münster Mitte März neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx sprach damals ausweichend von einer komplexen Frage, die ausführlich erörtert werden müsse. Sein Vorgänger, Erzbischof Robert Zollitsch, hält die jetzige Aufteilung - Sekretariat in Bonn und politische Vertretung (Katholisches Büro) in Berlin - für zukunftsgeeignet.

Und nach dem Kostendebakel im Bistum Limburg fürchten viele Bischöfe selbstverständlich neuen Streit um die kirchlichen Finanzen, denn in Berlin wäre ein Neubau wahrscheinlich notwendig. Zumindest sollte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz seinen Sitz in Berlin haben, meint Bischof Zdarsa, ein gebürtiger Sachse und vor seiner Berufung nach Augsburg 2010 Bischof von Görlitz.

Im Erzbistum München-Freising freilich würde man einen solchen zusätzlichen Sitz für Kardinal Marx gar nicht gern sehen, denn aus der Sicht der dortigen Mitarbeiter ist er ohnehin schon viel zu oft in Rom. Sollte das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz tatsächlich nach Berlin umziehen (für einen solchen Beschluss wäre eine Mehrheit der 27 Diözesen notwendig), dann wäre wahrscheinlich auch das in Bonn-Bad Godesberg ansässige Sekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) umzugsgefährdet.

Unter den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich freilich ebenfalls die erste Aufregung nach dem Zdarsas-Vorstoß wieder gelegt. Man geht auch im ZdK davon aus, dass der Verband der Diözesen, der für die Kosten der Deutschen Bischofskonferenz aufkommt, keine Neigung für eine zusätzliche Millionenausgabe hat.

Bislang hat der Augsburger Bischof für seinen Umzugs-Vorstoß nur Unterstützung bei seinem Regensburger Kollegen Rudolf Vorderholzer und dem Kurienerzbischof Georg Gänswein gefunden.

Selbst wenn die Bischofskonferenz nach Berlin umziehen würde, würde dies keinen Gewinn für die Kirche bringen. Denn die Referenten des Sekretariats arbeiten in erster Linie intern für die Bischofskonferenz und deren Kommissionen. Zum anderen ist für das politische Berlin der Leiter des Katholischen Büros Prälat Karl Jüsten der eigentliche Repräsentant der katholischen Kirche.

Seit 2000 im Amt, genießt der aus Köln stammende Priester bei den Politikern aller Parteien höchstes Ansehen. Zwar taucht Jüsten immer auf Listen für die eine oder andere Bischofs-Nachfolge auf, doch ist er in Berlin für die katholische Kirche ebenso unersetzbar wie Jesuitenpater Hans Langendörfer es als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn ist.

Offensichtlich handelt es sich bei dem Vorstoß des Augsburger Bischofs um einen "Sturm im Wasserglas", zumal auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht daran denkt, ihren Sitz von Hannover nach Berlin zu verlegen. Nachdem sich unter den Mitarbeitern in Bischofskonferenz und ZdK die erste Aufregung gelegt hat, geht man davon aus, dass letztlich alles beim Alten bleibt. Schon weil das notwendige Geld für einen teuren Umzug bei den Gläubigen auf völliges Unverständnis stoßen dürfte.

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