Brüssel EU stoppt millionenschwere Banker-Boni

BRÜSSEL · Europas Spitzen-Banker müssen künftig mit deutlich weniger Geld auskommen. Denn millionenschwere Bonuszahlungen wird es ab 2014 nicht mehr geben.

 Hochhäuser der Banken in Frankfurt: Die Boni der Spitzenbanker werden gedeckelt.

Hochhäuser der Banken in Frankfurt: Die Boni der Spitzenbanker werden gedeckelt.

Foto: dpa

Darauf haben sich die Unterhändler von Europäischem Parlament, EU-Kommission und Mitgliedstaaten am frühen Donnerstagmorgen in Brüssel geeinigt. "Das ist eine Revolution für den Finanzmarkt, wo Verzehnfachungen des Gehalts keine Seltenheit sind", sagte der sozialdemokratische Europa-Abgeordnete Udo Bullmann.

Verhandlungsführer Othmar Karas von der konservativen Parlamentsfraktion sprach von einem "beispiellosen Signal". "In der EU werden erstmals in der Welt die Vergütungen begrenzt." Künftig dürfen die Zuschläge das Grundgehalt nicht übersteigen. Ausnahmen bis zum Doppelten des normalen Einkommens sind möglich, wenn zwei Drittel der Hauptversammlung in öffentlicher Sitzung zustimmen.

Wie viele Banker von den Einschnitten betroffen sind, ist noch unklar. Nach Angaben aus Verhandlerkreisen müssen alleine bei der Deutschen Bank etwa 500 Top-Banker mit teilweise empfindlichen Einbußen rechnen. Europaweit könnten bis zu 10 000 Manager betroffen sein, hieß es gestern in Brüssel. "Es hat viel zu lange Exzesse bei den Bonuszahlungen gegeben, die heute auf keinen Fall mehr hinnehmbar sind. Deshalb ist es richtig, dass wir die Boni von Top-Bankern nun EU-weit begrenzen", erklärte der CDU-Europa-Abgeordnete und frühere Bank-Manager Burkhard Balz.

"Wir wollten erreichen, dass die Betroffenen Verantwortung für ihre Geschäfte übernehmen", begründete Bullmann den Beschluss. Deshalb würde man es auch begrüßen, wenn Zusatzvergütungen künftig nicht auf einen Schlag, sondern beispielsweise innerhalb einer Frist von fünf Jahren ausgeschüttet würden. Dann erst zeige sich nämlich, ob der Banker auch wirklich im Sinne seines Hauses und der Anleger gehandelt habe. Die Europäische Bankenaufsicht wurde aufgefordert, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten.

Vor allem die Londoner Vertreter hatten sich während der Beratungen quergelegt, weil sie um die Attraktivität ihres Finanzplatzes fürchten. Boris Johnson, konservativer Bürgermeister der Themse-Stadt: "Alles, was man mit diesen Maßnahmen erreichen kann, ist, auf Kosten einer taumelnden EU, (die Finanzzentren) in Zürich, Singapur und New York zu stärken." Vertreter der Finanzwirtschaft kritisierten den Beschluss, der leicht zu umgehen sei. "Es wird jetzt zur Erhöhung der Festgehälter kommen", prophezeite der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, Michael Kemmer.

Die Banker-Boni sind Teil des sogenannten Basel-III-Paketes, mit dem die G20-Staaten ihre Geldinstitute krisensicherer machen wollen. So sieht auch das nunmehr von der EU beschlossene 300-seitige-Papier vor, dass die Häuser ihre Eigenkapitalbasis um mehr als das Doppelte verbessern müssen. Außerdem werden sie gezwungen, ihre Geschäftszahlen wie Gewinne, Steuern, Mitarbeiterzahl offenzulegen - und zwar für jedes Land extra, in dem sie tätig sind.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier begrüßte die Entscheidung der Unterhändler, die nun zum 1. Januar 2014 in Kraft treten soll. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen werde es nun sicherer, ihre kreditfinanzierte Geschäftstätigkeit auszuüben. Die Maßnahmen zur Prävention gegen Schieflagen seien "die richtige Antwort auf die Krise".

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